: Sieger ohne Wahlverein
Bei den Stichwahlen in zwei Wochen sind OB-Kandidaten im Vorteil, die glaubhaft machen können, von ihrer Partei unabhängig zu sein. Parteilose hoffen auf den Sieg
Ruhr taz ■ Uta Heinrich, Ziehkind des ehemaligen Marler CDU-Fraktionschefs Hubert Schulte-Kämper wird ihre Partei in zwei Wochen noch einmal ärgern. Dann wird die CDU sich ansehen müssen, wie Heinrich, die ihren Wahlkampf gegen den CDU-Bürgermeisterkandidaten Claus-Peter Philippi ausfocht, die Stichwahl um den Bürgermeisterposten in Marl gegen den SPD-Konkurrenten Jens Vogel haushoch gewinnt. Die CDU in Marl verlor im Rat rund zwölf Prozent.
Heinrich zeigt, wie sich die Repräsentanten der Lokalpolitik, wenn es um die Wahlen in die Bürgermeisterämter geht, von ihrer Partei emanzipieren müssen, um eigenes Profil gewinnen zu können. Sicherlich auch ein wünschenswertes Ergebnis der seit 1999 eingeführten Direktwahl der Stadtoberhäupter. Davon profitierte auch Wolfgang Werner, den die SPD vor der letzten Kommunalwahl aus der Partei ausgeschlossen hatte, da er es vorzog, gegen die SPD-Kandidatin ins Rennen zu gehen. Werner erreichte als parteiloser Kandidat in seiner Stadt das Rekordergebnis von 79,2 Prozent.
Auch der Dortmunder SPD-Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer versuchte, sich ein persönliches Profil zu verschaffen, indem er seiner Partei entgegen der nordrhein-westfälischen SPD-Linie einen Bruch der rot-grünen Koalition empfahl. Fast wäre seine, von ihm „rot pur“ genannte Strategie aufgegangen. Immerhin holte Langemeyer im ersten Wahlgang 48,1 Prozent der Stimmen. 1999 hatte der damals als SPD-Amtsschimmel geltende Langemeyer vor der Stichwahl noch hinter dem CDU-Kandidaten Geers gelegen.
Auch in Bochum heißt es für die Bürgermeisterkandidaten „Nach der Wahl ist vor der Wahl“. Die beiden Kandidaten der SPD und der CDU werden sich in zwei Wochen noch einmal duellieren. Allerdings sieht Stadtkämmerin Ottilie Scholz (SPD), die im Fahrwasser des bisherigen Amstinhabers Ernst-Otto Stüber (SPD) 47,2 Prozent im ersten Wahlgang holte, schon jetzt wie die sichere Siegerin aus. CDU-Kandidat Lothar Gräfingholt kam nicht über 35,6 Prozent hinaus.
Anders sieht es bei der SPD in Duisburg aus. Die sozialdemokratische Amtsinhaberin Bärbel Zieling verlor im Vergleich zu 1999 fast 16 Prozent und unterlag damit Adolf Sauerland, dem Herausforderer der CDU, der 40,2 Prozent der Stimmen holte. Scheinbar wurde der Amtsinhaber-Bonus für Zieling zum Malus, vielleicht ärgerten sie und die SPD-Fraktion im Stadtrat die Bürger zu sehr mit ihren kruden Plänen zur Stadtplanung.
Nur ein Oberbürgermeister konnte sich abseits seiner Partei nicht im Ruhrgebiet profilieren. Gelsenkirchens CDU-OB Oliver Wittke. Er machte ohne und manchmal gegen die Ruhrgebiets-CDU Politik und muss sich nun einer Stichwahl stellen. Gegenkandidat Baranaowski setzte in Gelsenkirchen auf die SPD-Basis und stürmte am Wahlabend mit rund 25 Genossen das Gelsenkirchener Rathaus. JAS/KOK