: Nix mehr Antiquariat
Zwei Bremer Autoren haben Werke des jüdischen Bremer Schriftstellers Josef Kastein neu herausgegeben
Bremen taz ■ „Jeder Jude stößt irgendwie und irgendwo in einer milden oder einer schweren Form auf die Tatsache seines Jude-seins“, schreibt der Schriftsteller Josef Kastein zu Beginn seiner autobiographischen Studie „Was es heißt, Jude zu sein“. Josef Kastein ist das Pseudonym des jüdischen Juristen und Schriftstellers Julius Katzenstein, der 1890 in Bremen geboren wurde und hier seine Kindheit und Jugend verlebte.
In den Dreißiger Jahren waren die Werke Kasteins europaweite Bestseller. Heute ist der Schriftsteller fast in Vergessenheit geraten. Die Bremer Autoren Jürgen Dierking und Johann-Günther König wollen Kastein nun wieder ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Nachdem die Bücher des Bremer Juden rund 70 Jahre nur antiquarisch erhältlich waren, haben die beiden jetzt eine Neuveröffentlichung der Schrift „Was es heißt, Jude zu sein“ herausgegeben. In dem 70 Seiten starken, bei der Edition Temmen erschienenen Band, ist auch die Gedankensammlung „Mosaiken“ nachzulesen, die Kastein kurz vor seinem Tod schrieb. Jetzt stellten Dierking und König das neue Buch im Bremer Presse-Club vor.
1927 verließ Kastein Bremen in Richtung Schweiz. In dieser „kunstfeindlichen Stadt“ könne er nichts werden, schrieb er in einem seiner Texte. Als 1935 der Faschismus seine dunklen Vorboten vorausschickte, wanderte der Schriftsteller – wie viele deutsche Juden – ins palästinensische Haifa aus, wo er 1946 starb.
In dem neu herausgegebenen Buch, dessen Manuskript er 1943 vorlegte, erinnert sich Kastein daran, wie es war, um die Jahrhundertwende als Jude im protestantisch geprägten Bremen aufzuwachsen. „Wir waren anders und die anderen waren anders. Das war alles“, umschreibt er das Gefühl in der mit rund 500 Mitgliedern eher kleinen jüdischen Gemeinde der Hansestadt.
Die Buchvorstellung am Donnerstagabend war nur eine von vielen Veranstaltungen, die derzeit im Rahmen der Israel-Haifa-Woche in Bremen stattfinden. Unter dem Motto „Haifa – die tolerante Stadt“ werden noch bis weit in den November hinein Diskussionen, Ausstellungen und Konzerte den Bremern das jüdische Leben näherbringen.
evl