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Archiv-Artikel

Arbeitgeber loben sich für ihre Anstrengungen

Die Agentur für Arbeit registriert in Köln fast 10 Prozent mehr Ausbildungsplätze als im letzten Jahr. „Ausbildungspakt erfüllt“, frohlockt die Industrie- und Handelskammer. Doch nicht jeder Jugendliche hat bisher einen Ausbildungsplatz

KÖLN taz ■ Die Zahl der Ausbildungsplätze in Köln steigt wieder. 7.925 Ausbildungsverträge und damit ein Plus von 7,1 Prozent beziehungsweise 522 mehr eingestellte Lehrlinge als im Vorjahr kann die Industrie- und Handelskammer vermelden. In den beiden letzten Jahren hatte die IHK jeweils ein Minus von 10,2 Prozent (2002) und 4,3 Prozent (2003) verzeichnet.

„Damit hat die Regionalwirtschaft den Ausbildungspakt mehr als erfüllt“, sagte Gerald Püchel, der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer, gestern bei der Vorstellung der neuen Zahlen. Für Püchel ist damit bewiesen, dass der im Juni abgeschlossene bundesweite Ausbildungspakt „die richtige Alternative“ zur „Zwangsabgabe“ Ausbildungsplatzabgabe war.

Die Agentur für Arbeit registrierte dieses Jahr 9,6 Prozent mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr. Auch Agenturchef Peter Welters führte das unter anderem auf den Ausbildungspakt zurück. „Die Wirtschaft hat reagiert“, lobte er. Trotzdem könne nicht von einer „Entwarnung“ am Kölner Ausbildungsstellenmarkt gesprochen werden, sagte Welters. Tatsächlich suchen noch 279 Jugendliche einen Ausbildungsplatz, während lediglich 231 Stellen noch frei sind. Rechnerisch kommen damit auf 100 Ausbildungsplatzbewerber 83 offene Stellen.

Für die 279 Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz will die Agentur für Arbeit jetzt eine „Nachvermittlungsaktion“ starten. Sollte dann kein passender Ausbildungsplatz gefunden werden, könnten Jugendliche an Einstiegsqualifizierungen oder berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen teilnehmen.

Den Jubel der IHK, den Ausbildungspakt erfüllt zu haben, kann der Kölner DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen indes nicht teilen. „Für NRW gelten andere Maßstäbe“, betonte er. Wie die Landesregierung erst kürzlich bestätigt habe, sei für das Land der NRW-Ausbildungskonsens die Messlatte. Danach müsse jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz bekommen. Dieses Ziel sei schlicht „noch nicht erreicht“. Die Arbeitgeber „haben sich angestrengt“, fasste Uellenberg-van Dawen zusammen.

Der DGB-Chef schlägt jetzt vor, die über- und außerbetriebliche Ausbildung zu stärken. Zum Beispiel durch Ausbildungsverbünde, die es etwa kleineren Unternehmen ermöglichen auszubilden, wenn diese dazu alleine nicht in der Lage sind. Oder durch Berufsbildungszentren: Da seien in Köln zu Zeit 92 Plätze frei. Dirk Eckert