: Brutale Abschiebung einer schwangeren Frau
Die als Hardliner bekannten Beamten der Ratinger Ausländerbehörde schieben die Roma-Familie Savic ab – obwohl das Gesundheitsamt und sogar der konservative Oberbürgermeister dagegen Einspruch erhob
RATINGEN taz ■ Eine Risikoschwangerschaft und vier schulpflichtige Kinder lassen die Ratinger Ausländerbehörde kalt: Ende letzter Woche schob sie die Roma-Familie Beganovic nach Serbien Montenegro ab – die bald siebenköpfige Familie lebt dort seit gestern in einem Slum. Die Ausländerbehörde hat sich damit gegen das Votum von CDU-Oberbürgermeister Wolfgang Diedrich und der SPD hinweggesetzt.
Dabei ging die Behörde besonders perfide vor: Bürgermeister Diedrich hatte noch am Dienstag die Abschiebung aus „humanen Gründen“ ausgesetzt. Das Ausländeramt wandte sich daraufhin am Dienstweg vorbei an die Bezirksregierung Düsseldorf, um dort das Okay für die Deportation in die Armut zu bekommen. „Der Vorgang ist empörend und schreit nach Aufklärung“, sagt Christian Wiglow, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. Der Dienstweg sei absolut nicht in Ordnung. „Jetzt müssen Köpfe rollen.“ Die Abteilung sei mit rassistischen Entscheidungsträgern besetzt, vor allem der Abteilungsleiter der Abschiebebehörde, Jürgen Fritz, würde jeden Ermessensspielraum immer zum Nachteil der Betroffenen ausnutzen. Auch die Bezirksregierung habe nur „selektive Informationen“ erhalten, glaubt Wiglow, andernfalls hätte sie der Abschiebung niemals zugestimmt.
In der Tat widerspricht die Entscheidung dem Urteil des Düsseldorfer Amtsarztes. Der diagnostizierte bei Darica Beganovic, dass der Stress bei dem Abschiebeflug eine Fehlgeburt auslösen könne. Die Abschiebung müsse mindestens bis nach der Geburt ausgesetzt werden. Die Familie wurde von dem Beschluss der Bezirksregierung vollkommen überrascht. SPDler Bernd Schulz begleitete sie zum Flughafen. „Die hatten gerade mal 130 Euro in der Tasche und nur das Allernötigste zusammengepackt“, sagt Schulz. Die Roma seien völlig zermürbt gewesen. Auch er glaubt, dass die Ausländerbehörde der Bezirksregierung nicht alle Fakten mitgeteilt hätte. „Die Dezernentin sagte mir, sie fühle sich nicht ausreichend informiert.“
Ratingens Ausländerbehörde fiel schon in der Vergangenheit durch ihre harten Entscheidungen und zahlreiche umstrittene Abschiebungen auf. In diesem Sommer war eine schwangere Asylbewerberin aus Serbien während einer ärztlichen Untersuchung zusammengebrochen. Die von der Ausländerbehörde angeordnete Untersuchung sollte beweisen, dass die Frau reisefähig ist. ANNIKA JOERES