Sound des Hasses

Codes aufdröseln und Gegenstrategien entwickeln: Workshop und Diskussion im Curio Haus zum RechtsRock

Die Lyrik ist längst subtiler, und auch der Sound variiert. „Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig / Lasst die Messer flutschen in den Judenleib“ grölt zwar die Naziband Tonstörung immer wieder. Doch im RechtsRock bemühen sich auch einige Bands, wie Landser mit moderatem Sound oder Path of Resistance im HipHop-Stil, aktuelle Themen mit ihrer klassischen Message zu verifizieren.

Am kommenden Freitag werden Christian Dornbusch und Jan Raabe, Herausgeber des Buches RechtsRock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategie auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und RockLinks in einem Workshop und einer Abendveranstaltung über die RechtsRock-Netzwerke informieren.

Die Brisanz des Themas belegt die staatliche Reaktion am vergangenen Dienstag gegen dieses Spektrum aus militanten Neonazis und aggressiven Rechtsrockern. Der CD-Handel und die Waffenschiebereien der Neonazis im Norden führten zu einem Großeinsatz der Polizei (taz berichtete). „Keine Ausnahme“, betont Dornbusch. Immer wieder fallen Neonazis durch den Vertrieb von inkriminierten CDs und illegalen Waffenbesitz auf.

Neben den flexiblen Strukturen thematisieren der Sozialwissenschaftler und der Sozialpädagoge auch die aktuelle Intention der rechten Bands: über Musik junge Erwachsene und unpolitische Jugendliche für die ,nationale Sache‘ zu begeistern. „Die Rechtsrocker präsentieren außer antisemitischen Phantasmen und neofaschistischen Idealisierungen mittlerweile eine rechte Sozialkritik“, sagt Dornbusch. „Die Musik ist hier zu einem zentralen Ideologieträger geworden“, ergänzt Raabe. Vor allem die Freien Kameradschaften“ wollen mittels des „Sounds des Hasses“ Jugendliche politisieren, erklären die beiden. Zugleich wollten die rechten Bands durch geheime Konzerte und offene Liederabende die Integration in die rechte Szene forcieren.

„Der zweitägige Workshop bietet Multiplikatoren aus der Bildungs- und Erziehungsarbeit die Möglichkeit, Segmente des RechtsRock genauer kennen zu lernen“, betont Dirk Seifert von RockLinks. Denn die rechte Subkultur ist durch Erkennungszeichen verbunden, die von Chiffren bis zu Markennamen reichen. „Anhand von Beispielen sollen Gegenstrategien diskutiert werden“, sagt Seifert, der zuletzt eine Veranstaltungsreihe mit der Band Sister Keepers unter dem Motto „Afrodeutsche Fremde im eigenen Land“ initiierte.

Die Abendveranstaltung richtet sich an alle Interessenten. Der Eintritt ist frei. ANDREAS SPEIT

31. 10.– 1. 11. – Workshop: Fr 15–19, Sa 11– 13.30 Uhr. Abendveranstaltung: Fr 19.30 Uhr, Curio Haus