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Archiv-Artikel

Bildung als regionaler Standortfaktor

Netzwerke in schwächer besiedelten Regionen, die eine geringe Beschäftigungsquote aufweisen, haben es schwer

Mit einer in den nächsten Jahrzehnten stark alternden Bevölkerung und schrumpfenden Einwohnerzahlen steht Deutschland in der Gefahr, dass das Qualifikationsniveau der Bevölkerung sinkt. Um hier einen Beitrag zur Abhilfe zu leisten, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2001 das Programm „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ initiiert. Erste Ergebnisse des Projekts liegen nun in einer Untersuchung durch das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) vor.

Nach der Studie funktionieren die 73 quer über die gesamte Bundesrepublik verteilten Netzwerke, in denen traditionelle Anbieter von Bildung (Schulen, Hochschulen, außerschulische Bildungsträger, Betriebe oder kulturelle Einrichtungen) genauso arbeiten wie informelle selbst organisierte Lerngruppen oder Nachbarschaftshilfen am besten dort, wo sie in einem attraktiven regionalen Umfeld agieren, weil sie Innovationsprozesse ihrer Region leichter positiv beeinflussen können als Netzwerke in wirtschafts- und arbeitsmarktschwachen Kontexten.

Dort müssen die Akteure mehr Anstrengungen unternehmen, um das angestrebte Ziel neuer regionaler Lernkulturen zu befördern. Ein Verzicht auf derlei Mühen wäre für diese Regionen gleichwohl nachteilig, meint Kornelia Hagen vom DIW, die das Programm auswertete: „Die regionalwirtschaftliche Entwicklung hat Folgen für die regionale Bildungs- und Lernkultur-Infrastruktur. Umgekehrt wirkt die Lern- und Bildungskultur verändernd auf die regionalwirtschaftlichen Prozesse. Die Förderung solcher Netzwerke stößt Entwicklungsprozesse oftmals überhaupt erst an.“

Dies ist auch dringend nötig, denn knapp die Hälfte der Netzwerkbeteiligten beurteilt das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften in ihrer Region als nur befriedigend, weitere 29 Prozent bewerten es sogar als schlecht.

Minderqualifikationen sind nach der Studie oft in schwächer besiedelten und mit einer geringen Beschäftigungsquote ausgestatteten Regionen anzutreffen. Zudem macht sich dort eine besonders ungünstige Alterstruktur der Bevölkerung immer stärker bemerkbar, wozu auch noch die Abwanderung der Intelligenz kommt.

Dass dieser Vorgang durch Netzwerke, die im Sinne lebenslangen Lernens tätig sind, gestoppt werden könnte, diesen Eindruck versucht die Studie freilich erst gar nicht zu erwecken: „Extrem hohe Arbeitslosigkeit und gleichzeitig fehlende Kompetenzen in zukunftsfähigen Wirtschaftsbereichen können zu einem Teufelkreis führen“, bilanziert die DIW-Analyse.

Dagegen hätten sich Bildungsmöglichkeiten und der Ausbau der Bildungsinfrastruktur als bedeutender Standortfaktor und als Anziehungspunkt für weitere hoch qualifizierte Arbeitskräfte und Unternehmen erwiesen.

TILMAN VON ROHDEN