: Uni-Chefin will zum Grasbrook
Nach Vorlage der Entwicklungsstudie spricht sich Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz für einen Umzug in den Hafen aus. Der Asta-Sprecher befürchtet dort eine Geisterstadt ohne Flair
VON KAIJA KUTTER
Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz trat gestern mit einer deutlichen Positionierung für den Uni-Umzug an die Öffentlichkeit. „Die Meinung aller Leitungsgremien ist, dass nur die Gesamtverlagerung auf den Kleinen Grasbrook in Frage kommt.“ Alle sechs Dekane, Präsidium und Hochschulrat seien dafür. Und auch im Hochschulparlament gebe es eine „deutliche Mehrheit“.
Scheint fast, als ob wenige Tage nach der Vorstellung der „Studie zur baulichen Entwicklung der Universität“ durch Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) die Kritiker verstummt wären. Wie berichtet, geht die Studie von einem neuen Flächenbedarf von 40 Prozent bis 2025 aus und führt vier Szenarien aus, wie dem entsprochen werden kann: Erstens, eine Modernisierung vor Ort am Grindel, zweitens, diese Modernisierung ergänzt durch Neubauten, drittens, eine Auslagerung der Fakultät Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN) auf den Kleinen Grasbrook und viertens besagter Totalumzug.
Dabei gibt es im Grunde fünf Szenarien. „Szenario 4.1“ beschränkt sich mit Rücksicht auf die Hafenwirtschaft auf den nördlichen Teil des Kleinen Grasbrooks (Abbildung unten).
Auweter-Kurtz führt als wichtiges Argument die Bauzeit ins Feld. Weil mit Zwischenlösungen gearbeitet werden muss, kalkuliert man für die Szenarien 1,2 und 3 rund 20 Jahre, für die neue Uni an der Hafenkante aber nur zehn.
„Wenn die Uni eine Dauerbaustelle ist, wird es schwer, zur Spitze aufzurücken“, warnt die Physikerin. Für die Gewinnung von Professoren wären attraktive Räumlichkeiten sehr wichtig. Außerdem sei Platz für neue Labore und Ausgründungen nötig. Und nicht zuletzt wolle man auch für Uni-Angehörige mit Kindern mehr bieten, ein Kinderhotel etwa. „Derlei Dinge“, so die Uni-Chefin, „ließen sich am Grasbrook verwirklichen“.
Auf keinen Fall eine Option sei die Abspaltung der MIN-Fakultät, allein wegen der vielen interdisziplinären Studiengänge. Auweter-Kurtz: „Dagegen werden wir wie ein Mann kämpfen.“
Den Einwand, dass auch das bunte Leben am Grindel, das Flair des gewachsenen Stadtteils für potenzielle Lehrstuhlbewerber ein Faktor sei, lässt die Uni-Chefin nicht gelten. Sie verweist auf die Grafiken, in der die dort nötigen Neubauten als graue Klötze eingezeichnet sind. „Wenn man diese Massivbauten hier baut, ist das Flair dahin.“
Die SPD-Hochschulpolitikerin Dorothee Stapelfeldt stellt die Frage, ob der Bedarf für diese Bauten „wirklich plausibel ist“. Und auch Asta-Sprecher Benjamin Gildemeister meint, „für die Zeit bis 2025 Studierende und Drittmittelzuwachs zu berechnen, ist sehr wackelig“. Er war für den Asta in einer der Arbeitsgruppen, die die Studie erstellten, und bezweifelt nicht, dass da „ordentlich gearbeitet“ wurde.
Trotzdem warnt er vor dem Kleinen Grasbrook: „Auch im Hafen ist nicht unbegrenzt Platz.“ Wichtig für ein lebendiges Hochschulviertel sei eine gute Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Universität. „Optimal wäre 70 Prozent Stadt und 30 Prozent Hochschule“, sagt der Student. „Auch 60 zu 40 wäre O.K.“ Im Szenario 4.1 ließe sich aber nur 30 Prozent Fläche für Wohnen und Gewerbe realisieren.
Großzügiger, und auch von Auweter-Kurtz bevorzugt, ist Szenario 4.0 mit einer 50 zu 50 Mischung. Gildemeister: „Die ist aber unrealistisch, weil die Hafenwirtschaft da noch aktiv ist.“ Seine düstere Prognose: „Das wird ein Geisterviertel, wo morgens Studenten reingehen, mittags im Café sitzen und abends wieder gehen.“
Auweter-Kurtz dagegen setzt darauf, dass es ein Einvernehmen mit der Hafenwirtschaft gibt, der Alternativen geboten werden. „Wenn wir weiter so wachsen, schaffen wir bis 2020 2.500 neue Arbeitsplätze“, sagt sie. „Auch wir als Universität müssen wie ein Unternehmen behandelt werden.“