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: Biele-fällt vor Stadionfüllmasse

Launige Wortspiele und ein Frauenrabatt im Osten sollen die Liga beleben. Aber wo bleibt jetzt der empörte Gleichstellungsbeauftragte?

In Cottbus, tief im Osten, wo die Sonne erblüht und kaum wer zum Fußball geht, haben sie schwer getrommelt. Die Menschen mögen Zeugen werden, wie Arminia Biele fällt. Das war so lustig, dass die Beckmann’sche Analystenschar in der Sportschau das Wortspiel gefühlte 23 Mal wiederholte. Biele fällt ist etwa so spaßig, als wäre Karls-Ruhe ein Synonym für Torschusspanik (der KSC ist jetzt tasmaniatische 12 Stunden und ein paar Minuten ohne eigenen Treffer) oder als würde, haha, der Hamburger SV zu Hackfleischscheiben gemacht. Für Fortgeschrittene ließen sich launige Anal-ogien um Ex-Erstligist Aachen (Kleinkack) und Cottbus selbst (Scheißgefährt) anfügen.

Weniger spaßig war, dass Frauen in Cottbus zum Bielefall für 5 Euro auf die Tribünen durften. Das ist diskriminierend. Wann klagt der erste Mann auf Frauenpreise? Hat es karnevalistische Verkleidungsversuche gegeben, mit erhöhter Stimme „Einmal Frauen bitte“? Hat die Stadt keinen empörten Gleichstellungsbeauftragten? Und was sagen die stolzen Protagonistinnen des Frauenfußballs im Weltmeisterinnenland dazu, dass ihre Geschlechtsgenossinnen als billige Stadionfüllmasse missbraucht werden?

Männer wie Frauen müssen mittlerweile Wolfsburg im Titel-Gerangel ernster nehmen denn je. Der VWfL hat zum 9. Mal hintereinander gewonnen. Phänomenal. Es war in Gladbach ein unlogisches Spiel (also fußballtypisch) und extrem wichtig. Unlogisch, weil der Tabellenführer aus dem Nichts traf, als er anfangs überrannt zu werden schien. Und auch weil Wolfsburg später aus dem Nichts durch ermüdete Borussen den Ausgleich kassierte. Aber sich dann derart bockig, zielstrebig und mit meisterlichem Willen gegen den kuriosen Spielverlauf zu stemmen, das hat Eindruck hinterlassen.

Und die Bayern? Heißer Favorit, nach wie vor. Jürgen Klinsmann, der werdende Ex-Trainer, trug am Samstag ein Bayern-Logo auf seinem immerblauen Hemd. Ein demonstratives Bekenntnis? Oder war das Oberteil schon Hoeneß’ Abschiedsgeschenk? Franck Ribéry hatte eine 5 in seine Handfläche gemalt. Angeblich als Gruß nach Belgien für den Teamkollegen van Buyten. In Wahrheit hieß das: Barcelona, lächerlich, ist doch kein Gegner auf Augenhöhe – die kriegen heute fünf Stück!

Es ist in diesem Jahr leichter, Tabellenführer zu werden, als sich oben zu halten – Gruß an Hamburg, Hertha, Hoffenheim. Noch leichter ist es, zum Meisterkandidaten ernannt zu werden, wie es Spiegel Online kühn tat: „Babbel führt Stuttgart auf Titelkurs.“ Nur weil der VfB bayernduselhaft in der Nachspielzeit den HSV besiegte und erstmals Top 5 platziert ist. Die 5 scheint die Menschen im Fußball verrückt zu machen. Es war Beckenbauers Rückennummer. Das muss was bedeuten. BERND MÜLLENDER