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Archiv-Artikel

Topkonzernen geht es glänzend

Während die Konjunktur weiter vor sich hindümpelt und die Arbeitslosigkeit steigt, machen die DAX-Unternehmen dicke Gewinne – bis Jahresende sollen es 60 Prozent mehr sein als 2003. Auch die Aktionäre profitieren: Dividenden sind wieder in

Selbst die Dresdner Bank konnte das Etikett „Sorgenkind“ abstreifen

VON BEATE WILLMS

Das war eine interessante Woche. Nachdem zuletzt vor allem die negativen Wirtschaftsnachrichten hervorstachen, zeigte eine Reihe großer deutscher Konzerne nun mit ihren Zwischenberichten, dass ihnen weder die allgemeine Krise noch interne Probleme derzeit viel anhaben können. Im Gegenteil: Sie verbuchten satte Gewinnsprünge – wobei abzusehen ist, dass sie sich bis zum Jahresende noch vergrößern werden.

Hochgerechnet dürfte das Geschäftsjahr 2004 insgesamt den 30 im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen ein Plus von fast 60 Prozent gegenüber 2003 bescheren. Damit läge die Ausbeute sogar 10 Prozent über dem Rekordjahr 2000.

Und auch die Anteilseigner dürfen sich freuen: Die Dividenden steigen wieder. Siemens kündigte einen Aufschlag an, E.on wollte nicht einmal eine Sonderausschüttung ausschließen, und selbst die Deutsche Telekom verteilt nach zweijähriger Unterbrechung einen Teil des Gewinns an die Aktionäre – 0,62 Euro pro Aktie, ähnlich viel wie zu den Glanzzeiten des Unternehmens. Für den Bund, der noch 26 Prozent der Anteile hält, bedeutet das im kommenden Jahr eine Einnahme von 677 Millionen Euro.

Den Abschluss der Woche der Bilanzen bildeten gestern die Neunmonatszahlen der Allianz AG. Der Versicherungskonzern steigerte seinen Gewinn im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um beinahe 150 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Den größten Batzen trugen dazu Erträge aus Kapitalanlagen bei: Sie verzeichneten einen Überschuss von 2,2 Milliarden Euro. Und auch der Dresdner Bank gelang es diesmal, das Etikett „Sorgenkind“ abzuschütteln. Ihr Ergebnis mauserte sich von einem 411 Millionen Euro-Minus auf ein Plus von 360 Millionen Euro.

Damit passte der größte deutsche Versicherungskonzern ganz hervorragend in das Bild, das E.on, Siemens, BASF, TUI, MAN und Linde schon am Donnerstag vorgezeichnet hatten: Deutschlands Topkonzerne verdienen so viel wie selten. Selbst die durch den hohen Ölpreis mächtig gebeutelte Deutsche Lufthansa hat sich in die Gewinnzone zurückgemeldet: Konzernchef Wolfgang Mayrhuber konnte berichten, dass er das Konzernergebnis nach den ersten neun Monaten um 573 Millionen Euro angehoben und damit den Turnaround geschafft habe. Das Flugunternehmen liegt nun mit 164 Millionen Euro im Plus.

Die Börsen reagierten allerdings differenziert – mit Trend nach oben: Der DAX ist auf dem besten Wege zu seinem Jahreshoch von 4.175 Punkten, das er Ende Januar erreicht hatte. Während die Papiere der Allianz gestern umgehend zulegten und auch die T-Aktie weiter auf Erfolgskurs blieb, bewegen sich TUI und Lufthansa wieder leicht nach unten. Die Erklärung ist einfach: Tourismusbranche und Fluggesellschaften sind viel direkter von der Konjunktur abhängig. Und die zeigt sich längst nicht so gefestigt, wie die Ergebnisse der Topkonzerne andeuten könnten. Im Gegenteil: Gestern bestätigten die Experten des Europäischen Statistikamts, dass das Wachstum in Deutschland im dritten Quartal mit nur 0,1 Prozent beinahe zum Stillstand gekommen ist, auch die Eurozone insgesamt kam nur auf ein Plus von 0,3 Prozent.