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Archiv-Artikel

Hilfe bei der Suche nach dem Traummann

Die Diakonie Michaelshoven eröffnet die erste Partnervermittlung für geistig Behinderte. Die „Schatzkiste Köln“ versteht sich als Kontaktbörse. Sie soll Menschen mit Behinderung bei der Suche nach „der Richtigen“ helfen

KÖLN taz ■ Monika Lehnen (34) und Thorsten Glas (32) sind die ersten, die sich auf das Abenteuer Partnersuche einlassen. Sie sind beide geistig behindert und haben sich bei der „Schatzkiste Köln“ angemeldet, der ersten Kölner Partnervermittlung für geistig behinderte Menschen. Neue Leute wollen sie kennen lernen, sagen sie. Wenn sie dabei allerdings den Traummann oder die Traumfrau finden würden, hätten sie auch nichts dagegen. Vor allem Thorsten möchte nach einer herben Enttäuschung endlich die Richtige finden.

Die Richtige finden – was sich für nicht Behinderte schon als schwierig genug darstellt, ist für Menschen mit Behinderung meistens ganz unmöglich, sagt Petra Grützmann, Psychologin von der „Schatzkiste Köln.“ Der Grund ist der soziale Rahmen. Meistens leben die Behinderten in einer betreuten Wohngruppe, tagsüber arbeiten sie in einer Werkstatt und abends geht es wieder zurück zur Wohngruppe. „Es käme einem Lottogewinn gleich, wenn in diesem kleinen Kreis der Mann oder die Frau fürs Leben sein sollte“, sagt Grützmann. „Wir müssen den Behinderten neue Wege zeigen, wie sie sich kennen lernen können.“

Dabei muss es gar nicht sofort die Traumpartnerin sein, meint die Psychologin. Die Einrichtung sei vielmehr primär eine Kontaktbörse. „Wenn sie jemanden finden, mit dem sie sich verstehen, mit dem sie spazieren gehen können oder der mit ihnen Einkaufsbummel macht, hat die Vermittlung schon ihren Zweck erfüllt“, sagt Grützmann.

Finanziert wird die „Schatzkiste Köln“ von der Diakonie Michaelshoven und der „Andreas-Gärtner-Stiftung“, die für ein Jahr die Personalkosten übernimmt. Die Vermittlung ist kostenlos. Lediglich eine Kaution müssen Interessenten hinterlegen, die von ihrem Einkommen abhängig ist. Damit soll sichergestellt werden, dass sie die Sache ernst nehmen, so Grützmann. „Die Behinderten sollen sich der Relevanz ihrer Anmeldung bewusst sein und verantwortungsvoll damit umgehen. Schließlich sind in der Kartei Menschen, die ernste Hoffnungen haben und die vor allem nicht enttäuscht werden wollen.“

Vorbild für die Schatzkiste Köln ist die Schatzkiste Alsterdorf in Hamburg. Der Psychologe Bernd Zemella hat sie vor sechs Jahren ins Leben gerufen. Seitdem funktioniert das Konzept in Hamburg. Bernd Zemella hat inzwischen über 300 Personen in seiner Kartei. Bei einigen allerdings habe er schon bei der Anmeldung gewusst, dass eine Vermittlung schwierig werden könnte. Wenn die Behinderung der Interessenten sehr stark sei, wenn immer ein Betreuer bei den Treffen dabei sein müsse oder wenn zu alledem auch noch eine körperliche Behinderung komme – ja dann, sagt Zemella und seufzt ein wenig, dann würde er nichts versprechen. Bei vielen allerdings könne er bei der Suche nach dem Traumpartner helfen. Drei Paare haben seit der Gründung geheiratet, zwei sind verlobt. Und viele hatten in ihrem Leben die erste Verabredung. Anne Hansen

Infos über die „Schatzkiste Köln“: 0221/2945135; im Internet auf der Seite www.diakonie-michaelshoven.de