: Einbrecherkönig von Adel
Adolf Petersen, der „Lord von Barmbek“, erhängte sich vor 70 Jahren in seiner Gefängniszelle. Mit seiner Bande machte er über Jahre die Hansestadt unsicher
Der Name ist heute noch Legende: Der Lord von Barmbek – eine der bekanntesten Figuren der hamburgischen Kriminalgeschichte. Vor 70 Jahren erhängte sich Adolf Petersen, so hieß der Lord mit richtigem Namen, in einer Gefängniszelle in Hamburg.
Angefangen hat alles in einer armseligen Behausung in Hamm: Dort lebte der Tabakarbeiter Wilhelm Jasper Martin Petersen mit seiner Frau Emilie und vier Kindern in einer kleinen Kellerwohnung im Borstelmannsweg. Das proletarische Dasein der Familie in Armut und Not ist durch die Erinnerungen seines 1882 geborenen Sohnes Adolf lebendig geblieben.
In der Schule ist „der Rohrstock das ständige Gespenst“, wie Adolf Petersen schreibt. Einmal, als der Lehrer ihn wieder verprügeln will, wirft Adolf ihm ein Tintenfass ins Gesicht und läuft dann weg. Vier Wochen treibt er sich in Hamburg herum, stiehlt Brötchen und Milchflaschen aus den Hauseingängen, um sich über Wasser zu halten.
Mehrere Berufsausbildungen bricht er ab. Er trifft einen Jugendfreund, den „Rabenmax“ wieder, der ihn ins Milieu der Diebe einführt. Einer von ihnen ist der „Hunderobert“, der Arme und Hosenbeine mit Hundeblut einrieb, um die Wachhunde zu vertreiben, wenn er nachts einbrach. Die beiden nehmen ihn zu ihrem ersten Einbruch bei einem Bäcker in Uhlenhorst mit, wo er Schmiere steht. Die Karriere des Einbrecherkönigs beginnt.
1901 wird er das erste Mal erwischt und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, später kommen noch vier Haftjahre für eine weitere Einbruchsserie hinzu. Und 1908 sitzt er erneut wegen Diebstahls – diesmal für drei Jahre. Weil er Diebesgut bei seinem Vater deponiert, nimmt die Polizei auch den 72-Jährigen fest. Der erhängt sich in der Zelle.
Die Laufbahn Adolf Petersens als Einbrecher geht trotzdem weiter. Mit seinem jüngeren Bruder Arnold und fünf Komplizen, der „Barmbeker Verbrechensgesellschaft“, wie sie bei der Polizei heißt, überfällt er 1920 das Postamt in der Susannenstraße und erbeutet 221.000 Mark. Sein Ruf ist nun stadtweit bekannt, er ist der „Lord von Barmbek“.
Was ihn vor weiteren Haftstrafen nicht schützt. 1924 verurteilt ihn das Landgericht zu 15 Jahren Gefängnis, eine Strafe, die 1932 wegen guter Führung endet. In Haft schreibt Petersen auch seine Lebenserinnerungen auf.
Als nächstes versuchen sich die beiden Petersen-Brüder als Falschgelddrucker in großem Stil. 1932 wird die Bande ausgehoben, Adolf Petersen kann nichts nachgewiesen werden.
Der Lord schlägt sich mit weiteren Einbrüchen durch. Am 26. Oktober 1933 verhaftet ihn die Polizei erneut. Einen Monat sitzt er in Haft, Ende November wird er noch einmal wegen der Falschgeldvorwürfe verhört. Am nächsten Tag wird der Häftling aufgeknüpft in der Zelle aufgefunden. BERNHARD RÖHL