KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT
: Weinende Krokodile in Krümmel

Kranke Kinder sollten nicht für den Atomausstieg instrumentalisiert werden

Jetzt wird es wieder heißen, jedes erkrankte oder gar verstorbene Kind sei eines zu viel. So richtig dieser Befund ist, so zynisch sind diese Krokodilstränen. Der mindestens 19. Fall – manche Quellen sprechen sogar von 22 Erkrankten – von Blutkrebs in der näheren Umgebung des Atomkraftwerks Krümmel wird ein erneuter Anlass ein, die Schuldfrage zu stellen. Und sie wieder mal nicht zu beantworten.

Grüne und Umweltverbände fordern umgehend die Stilllegung des Atommeilers bei Geesthacht und gleich aller anderen Atomanlagen in Deutschland. Wirtschaft, Gewerkschaften und Christdemokraten hingegen warnen vor vorschnellen Urteilen. So geht das schon lange, so kann es nicht weitergehen.

Die Gefahr für Kinder, an Blutkrebs zu erkranken, ist umso höher, je näher sie an einem der 16 deutschen Atommeiler wohnen. Diesen Zusammenhang hat das Kinderkrebsregister vor eineinhalb Jahren nachgewiesen, diesen Befund hat das Bundesamt für Strahlenschutz bestätigt. Und statistisch am gefährlichsten ist es in der Elbmarsch.

Sie sollten kranke Kinder nicht für den Atomausstieg instrumentalisieren, warf Hamburgs CDU-Gesundheitssenatorin Schnieber-Jastram Ende 2007 den Grünen vor, mit denen sie jetzt koaliert.

Es gibt eben keine Beweise, die vor Gericht Bestand hätten. Und deshalb darf das Krümmelmonster weiter strahlen.