piwik no script img

Archiv-Artikel

Konkurrenz der Spiritualitäten

Ausstellung „Spirit World“ im Messezentrum: Persönlichkeitssteine, Handlesen, Aurafotografie, Sauerteiggetränke, Dinkelspelzkissen, Licht und Lachen

„In den Händen steht alles drin: Vergangenheit, Zukunft, Partnerschaft, Kinder, Beruf.“

bremen taz ■ „Gangamangalam Udakamangalam Jeevamangalam Sarvamangalam Bhavatu“ und „Ho-ho Ha-ha-ha“ klingt es durch Halle 7 des Messezentrums. Obwohl durch die gleißenden Neonlampen die Wirkung des Kerzenlichts verlorengeht, leidet die Stimmung bei der Eröffnungszeremonie kaum: Besucher, Organisatoren und Aussteller machen mit, als der indische Yogameister Nepal Lodh Mantren in Sanskrit singt und einen kleinen Lachkurs gibt.

An den etwa 70 Ständen rundherum und bei Dutzenden Vorträgen gibt es einen bunten Mix von allem, was irgendwie mit Spiritualität zu tun haben soll. „Vielen Leuten geht es nicht gut. Hier können sie neue Kraft schöpfen und ihrem Leben eine Wende geben“, hofft Organisator Jens Behrmann.

Zum zweiten Mal findet die „Spirit World“ statt, beim ersten Mal kamen 2.600 Esoterik-Interessierte. Diese können sich hier für viel Geld mit allem eindecken, was das spirituelle oder gesundheitsbewusste Herz begehrt. Gesunde Schuhe und Stühle sowie ausgefallene Lebensmittel und Kosmetika gibt es an den eher weltlich orientierten Ständen. Geheimnisvoller sind Hunderte von bunten Steinen, Energieumwandler-Pyramiden, Seelenbilder, Aurafotografie – und die Hellseher.

Mehrere sind anwesend, und jeder wirbt mit anderen Methoden um Kundschaft: Computeranalyse, Kaffeesatz, Kabbabla. Karl-Heinz Heidrich hat sich auf das Handlesen spezialisiert: „Da steht alles drin: Die Aufgabe auf der Erde, Vergangenheit, Zukunft, Partnerschaft, Kinder, Beruf und Tod.“ Auch bei Gesundheitsfragen verspicht er Hilfe, denn Energiearbeit, so behauptet Heidrich, „kann alle Krankheiten abwenden.“

Ein wahrer Ort der spirituellen Ruhe liegt etwas versteckt hinter der wuseligen Messe. Zwischen schwarzen und weißen Vorhängen schweben gläserne Objekte, die das sanfte Licht in immer wieder neuen Farben brechen. Je nach Winkel des Beobachters ändern sich die Farben und Strukturen, dazu hört man das leise Rauschen der Ostsee. Der „Lichtpoet“ Alfred Wolski hat diesen „Raum des Phoenix“ geschaffen und berichtet von der Wirkung auf Besucher: „Diese Installation ist dem Nahtoderlebnis sehr ähnlich. Viele Menschen, die so etwas erlebt haben, fangen an zu weinen.“ Auch er glaubt an das Motto der Ausstellung, dass Lachen und Licht das Leben spirituell verändern können: „Ohne Licht sind wir gar nichts.“ Ulrike Schröder

Messe Bremen, Halle 7. Heute 10-19, morgen 10-18 Uhr. Weitere Informationen: www.spirit-event.de