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Archiv-Artikel

Tod im Rauch

Die meisten Menschen, die bei Wohnungsbränden sterben, ersticken im Schlaf. Die Hamburger GAL will darum Rauchmelder zur Pflicht machen

aus HamburgGERNOT KNÖDLER

Wer in Deutschland bei einem Feuer ums Leben kommt, stirbt meist schlafend in seiner Wohnung an Rauchvergiftung. Sönke Jacobs, der Sprecher des Deutschen Feuerwehrverbands hat so einen Fall in Hamburg erlebt: Ein junges Paar starb am Rauch einer schwelenden Sessellehne, die durch einen Kurzschluss in einer Steckerleiste in Brand geraten war. Das Feuer erlosch von selbst. Erst am nächsten Morgen wurden die Nachbarn durch den kalten Brandrauch aufmerksam. „Ein Rauchmelder und die Beiden könnten noch leben“, sagt Jacobsen. Die Hamburger Grün-Alternative Liste (GAL) will den Einbau von Rauchmeldern in Wohnungen zur Pflicht machen.

Pro Jahr sterben in Deutschland etwa 600 Menschen bei Bränden, zwei Drittel von ihnen nachts. Sie sind Opfer eines Cocktails aus Salzsäure, Blausäure, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der tödlichen Rauchvergiftungen vervierfacht. Je mehr Plastik es in einem Haushalt gibt, desto gefährlicher ist der Rauch.

Schornsteinfeger Jens Gerstenberg demonstriert im Büro der GAL, was passiert, wenn ein Plastik-Plättchen von der Art eines Lego-Steins Feuer fängt: Es brennt lange, rußt stark und lässt klebrig-fädige schwarze Flocken durch den Raum segeln. Auf dem Plexiglas-Schild eines Kollegen hat sich das Zeug in Form einer hartnäckigen schwarzen Kruste abgesetzt. 6.000 Menschen, die Ähnliches überlebt haben, leiden noch immer an den Folgen.

Werbekampagnen der Hamburger Feuerwehr, und der Landesfeuerwehrverbände Schleswig-Holsteins und Niedersachsens für den Einbau von Rauchmeldern fruchteten wenig. In Hamburg ist nach Schätzung der Feuerkasse jeder zehnte Haushalt mit einem Rauchmelder ausgestattet. Im Bundesdurchschnitt sind es fünf bis sieben Prozent. Die USA, Großbritannien und die skandinavischen Staaten haben Rauchmelder zwangsweise eingeführt. Hier ist die Zahl der Brandtoten um bis zu 50 Prozent zurückgegangen.

Der Antrag des GAL-Abgeordneten Christian Maaß zielt darauf, in jeder Etage mindestens einen Rauchmelder zu installieren. Die Kontrolle solle den Schornsteinfegern obliegen. Dafür müsste Hamburg eine Bundesratsinitiative zur Änderung des Bundesschornsteinfegergesetzes ergreifen. Die anderen Landesregierungen sind aber ebenso skeptisch wie die übrigen Bürgerschaftsfraktionen. Die Bauministerkonferenz gab vor gut einem Jahr zu bedenken, dass eine Rauchmelderpflicht aufwändig kontrolliert werden müsse. Maaß hält das für Unsinn, denn die Schornsteinfeger kommen ohnehin ins Haus.