: Berlin will billigere Lehrer
Senat will Junglehrern bei der Einstellung künftig 10 Prozent weniger zahlen. Begründet wird die Sparentscheidung mit ähnlichen Regelungen in anderen Bundesländern
Berlin will seinen neu eingestellten Lehrern in Zukunft weniger zahlen als bisher. Darauf hat sich der Senat in seiner Sparklausur letzte Woche verständigt, die Schulverwaltung bestätigte es gestern. Es sei der Grundsatzbeschluss gefasst worden, die Lehrer der Grundschule und der Sekundarstufe 1 von der Besoldungsstufe A 13 auf künftig A 12 herunterzustufen, hieß es aus der Verwaltung. Wann dies umgesetzt werde, sei noch unklar, erst müsse die rechtliche Umsetzung geprüft werden.
Tritt die neue Regelung in Kraft, bedeutet das für Junglehrer rund zehn Prozent weniger Gehalt. Nach einer Berechnung der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Berlin (GEW) würde ein 36 Jahre alter, lediger Lehrer statt 3.380 Euro brutto in Zukunft nur noch 3.023 Euro brutto erhalten. Netto bedeute das rund 250 Euro weniger.
Die Rechnung des Senats ist dabei klar: Langfristig – nach der Pensionierungswelle, die in den nächsten Jahren ansteht – bringt die Regelung erhebliche Einsparungen. Denn im Moment sind nach Angaben der GEW fast die Hälfte der Berliner Lehrer über 50 Jahre alt, der Löwenanteil davon sogar fast 60 oder älter. Sie alle werden in den nächsten Jahren pensioniert – und für sie werden neue und damit billigere Lehrer eingestellt. „Das ist perspektivisches Sparen und greift vor allem mittelfristig“, sagt Sigrid Baumgardt von der GEW.
Die GEW hält nicht viel von den geplanten Einsparungen. „Das macht den Lehrerberuf auf keinen Fall attraktiver“, so Baumgardt. Denn die Lehrer hätten bei den vorausgegangenen Sparmaßnahmen ihren Teil schon geleistet: Gehaltskürzungen, Verlängerung der Arbeitszeit und die Kürzung des Weihnachtsgeldes seien im Zuge der Öffnungsklausel vereinbart worden. Jetzt noch einmal das Gehalt zu reduzieren, sei angesichts des riesigen Bedarfs an Lehrern unsinnig. „Wer entscheidet sich denn da noch dafür, Lehrer zu werden?“, kritisiert Baumgardt.
Die Senatsverwaltung verweist dagegen auf die geltenden Regelungen im bundesweiten Vergleich. Denn im Gegensatz zu Berlin verdienen Lehrer in anderen Bundesländern schon immer weniger. Auch die Bundes-GEW bestätigt das: Grundschullehrer aller Bundesländer steigen mit A 12 ein, bei der Sekundarstufe 1 wird nach Schulart unterschieden. Aber hier wird ein Großteil der Lehrer nach A 12 bezahlt. „Woher diese Sonderregelung in Berlin kommt, wissen wir nicht“, heißt es aus der Schulverwaltung. Klar sei nur, dass die in Zeiten knapper Kassen nicht haltbar sei. SUSANNE AMANN