: IG Metall verteidigt ihre Rolle
Tarifverhandlungen in der Metallindustrie wurden auf Januar vertagt. IG Metall will vier Prozent. Arbeitgeber wollen lieber mit den Betriebsräten über den Lohn reden
Bremen taz ■ Für 160.000 Arbeitnehmer der Metall-Industrie und Zulieferer haben gestern die Tarifverhandlungen begonnen. Die IG Metall fordert vier Prozent, damit aber will sich der Verhandler der Arbeitgeber, der Bremerhavener Unternehmer Ingo Kramer, gar nicht ernsthaft beschäftigen: „Die werden sowieso nicht am Ende stehen“.
Der „Nord-Verbund“ der Arbeitgeberverbände „Metall Unterweser“ hat zwei weitere Päckchen auf die Verhandlungswaage gelegt: Erstens wollen die Unternehmer in der derzeit schlechten konjunkturellen Lage einen Vertrag mit einer Laufzeit von zwei bis drei Jahren machen. Und zweitens quälen sie die Gewerkschaft mit der Forderung, die Tarifverträge zu „öffnen“ für abweichende einzelbetriebliche Vereinbarungen. Da könnte zum Beispiel statt der tariflich geltenden Arbeitszeit von 35 Stunden eine von 40 Stunden vereinbart werden, sagt Kramer. Auch die Frage, ob es für die Mehrarbeit einen Lohnausgleich geben soll oder nicht, sollte offen bleiben.
Bei dem Bremer Arbeitgeber DaimlerChrysler würden fünf Stunden mehr bedeuten, dass 1.000 Kollegen überflüssig würden, kontert IG-Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller. Der kleine Unterschied: Während betriebsspezifische „Tarif-Ergänzungsverträge“ mit der Gewerkschaft ausgehandelt werden müssen, könnten nach den Vorstellungen der Arbeitgeber die Betriebsräte von ihren Unternehmen unter Druck gesetzt werden, Lohneinbußen zuzustimmen. Teichmüller erklärte, es gebe Fälle, in denen sogar Bezirksleitungen der IG Metall einer einzelbetrieblichen Ausnahme vom Tarifvertrag zugestimmt hätten, die IG-Metall-Spitze aber die Vereinbarung untersagt hätte, weil damit ein Wettbewerbsvorteil gegenüber Betrieben in anderen Bezirken der IG Metall entstanden wäre.
Obwohl Teichmüller sich bei der Frage der „Öffnungsklausel“ der Tarifhoheit kompromisslos zeigte, meinte Kramer, auch da werde man am Ende der Verhandlungen einen Kompromiss finden. Am 27. Januar soll in Hamburg weiter geredet werden. Auch in Erfurt und München wurden die Verhandlungen vertagt. „Die 40-Stunden-Woche ist ein Job-Killer“, sagte in Hannover der Verhandlungsführer Hartmut Meine. kawe