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Archiv-Artikel

Raus aus den Garagen

Frankreich zeigt, wie man die Krise der Integration bewältigt: mit mehr Moscheen in den Stadtzentren

Das darf man wahrhaft republikanische Politik nennen: Mit dem Risiko, die Trennung von Staat und Kirche aufzulockern, fordert Nicolas Sarkozy, Parteichef der Konservativen Frankreichs, den Bau von Moscheen staatlich zu unterstützen.

Erstens solle dies als Geste des Respekts vor den Muslimen der Grande Nation verstanden werden, zweitens würde dies einen europäischen, säkular eingebetteten Islam fördern, drittens aber wäre die staatliche Gunst in Sachen Moscheenbau auch sinnvoll, um die Geldflüsse arabischer Provenienz für Sakralbauten transparenter zu machen.

Frankreich geht also endlich den richtigen Weg – nicht nur staatsbürgerlicher Integration, sondern auch der Stiftung von religiöser Heimat. Die so genannte Mehrheitsgesellschaft Deutschlands ist in dieser Hinsicht noch lange nicht so reif, leider.

Muslime – ob türkisch, arabisch, albanisch, bosnisch – gründe(te)n ihre Glaubenshäuser in hässlichen Garagen oder leer stehenden Supermärkten – immer im Bewusstsein, in der Mitte der Gesellschaft nicht erwünscht zu sein. Sie finden sich in den Armenvierteln der Multikultistädte, in Kreuzberg, St. Pauli oder Mülheim, doch nirgendwo in deren Zentren.

Schade eigentlich. Denn das wäre doch der Clou: eine Moschee, beispielsweise, an Berlins Prachtmeile Unter den Linden. Gleich in Nachbarschaft der katholischen St.-Hedwigs-Kirche am Bebelplatz, die ja auch keinen religiösen Mainstream im protestantischen Norden repräsentiert, aber als Zeichen des religiösen Friedens zu Preußens Zeiten gebaut wurde. Dass Muslime (ob gläubig oder nicht) das Gefühl bekämen, keine Aussätzigen, keine Gäste mehr zu sein, sondern in der Mitte der Gesellschaft nicht nur erduldet, sondern erwünscht zu sein.

Dann fiele es auch leichter, patriotische Wünsche zu formulieren. Dass die Kinder türkischer oder arabischer Einwanderer sich als Deutsche verstehen mögen; dass ihre kulturelle Heimat Deutschland heißt und dass der erste und wichtigste Kanon auf den Namen Grundgesetz hört – und sich in dessen Rahmen alles andere unterzuordnen hat, alles Religiöse, alles Missionarische.

Eine Moschee voller Repräsentationskraft und Leuchten, ein Glamourbau, der die Verbürgerlichung des Islam nur mit Kraft versieht. Sie wäre auch ein Symbol gegen das Islamistische, gegen Scharfmacher in den eigenen Reihen. Frankreich zeigt, wie man die Krise der Integration bewältigt. JAN FEDDERSEN