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Archiv-Artikel

Restaurants tischen Gentechnik auf

Auch in der Frittenbude Ihres Vertrauens könnte mit genetisch manipuliertem Sojaöl gebrutzelt werden. Eigentlich sollte dies seit Monaten gekennzeichnet sein. Doch die Gastronomie ignoriert laut Greenpeace die Gen-Angaben auf den Ölkanistern

VON HANNA GERSMANN

In vielen Restaurants, Kantinen und Imbissbuden werden nach Recherchen von Greenpeace gentechnisch veränderte Sojaöle verwendet. Doch davon erfahren die Gäste nichts. Auf den Speisekarten finden sich keine entsprechenden Hinweise. Das aber ist seit April 2004 vorgeschrieben.

„Über 70 Prozent der Verbraucher lehnen Gen-Food ab, doch im Salat, in Saucen oder im Bratfett für Pommes wird ihnen genmanipuliertes Öl untergeschoben“, sagt Greenpeace-Genexperte Henning Strodthoff. Es handelt sich vor allem um die Marken „Sedina“ der Ölmühle Hamburg, „Selsana“ der Düsseldorfer SelsÖl GmbH und „Gerlicher“ des gleichnamigen Berliner Herstellers.

Die Ölmühle Hamburg ist einer der bedeutendsten Soja-Importeure Deutschlands. Sie gehört zu Archer Daniels Midland, einem der weltweit größten Agrokonzerne mit Sitz in Illinois/USA. Schon seit vielen Jahren bieten die Hamburger Sedina als günstiges Pflanzenöl an – in einer silbernen Weißblechdose mit grünem Aufdruck. Lange Zeit hat sich keiner an ihren Genprodukten gestört. Formal ist ihr wie den anderen beiden Mühlen auch gar nichts vorzuwerfen. Auf den Fässern steht seit neun Monaten „hergestellt aus gentechnisch veränderten Sojabohnen“. Damit sind die Anforderungen der so genannten Kennzeichnungsverordnung erfüllt.

Der Aufdruck sei jedoch so winzig, dass viele Gastronomen ihn gar nicht bemerkt hätten, sagt Greenpeace-Mann Strodthoff. Die Ölproduzenten spekulierten auf den „Griff der Gewerbekunden nach der gewohnten Verpackung“ im Großhandel wie bei der Metro AG. Anders würden sie die Genwaren schließlich nicht mehr los. In Supermärkten von Edeka oder Rewe wird das Genöl tatsächlich nicht mehr verkauft. Zu viele Kunden verschmähen mittlerweile die im Labor designten Produkte. Die einen fürchten gesundheitliche Risiken, auch wenn sie noch nie bewiesen wurden, die anderen die unkontrollierte Ausbreitung der Genpflanzen in der Natur.

Ob die Köche das Gensoja wollen, das in ihren Restaurantküchen steht? „Nein“, antworteten auch diese zumeist auf Greenpeace-Fragen. Sie wussten es einfach nicht. Fehlt die Gen-Information, machen sich die Wirte jedoch strafbar und riskieren Bußgelder von bis zu 50.000 Euro. Für die Überwachung sind die Bundesländer zuständig.

Um welche und wie viele Gaststätten es sich handelt, will Strodthoff nicht sagen. Er versichert nur: Die Gendetektive hätten in allen Regionen Deutschlands gefahndet. Und das Öl Sedina werde in großen Mengen verwendet. Die meisten Wirte hätten aber versprochen umzusteigen. – Was der Gast tun kann? „Fragen Sie im Restaurant nach“, rät Strodthoff.