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Archiv-Artikel

Wieder im Vaterland

Die „Mecklenburg-Vorpommern“ ist von ihrem Somalia-Einsatz zurück – mit neuen Liebespaaren

Schon Stunden vor dem Einlaufen der „Mecklenburg-Vorpommern“ sind gestern früh im Hafen von Wilhelmshaven hunderte Angehörige und Freunde gekommen, um zu sehen, wie ihre „Jungs“ und „Mädels“ heimkommen. Die Besatzung der ersten deutschen Fregatte, die durch das EU-Mandat „Atalanta“ auf Piratenjagd am Horn von Afrika geschickt wurde, hat nach sechs Monaten Dienst Urlaub.

Passend zum „Vatertag“ haben Freunde eines Seefahrers einen mit Bier gefüllten Bollerwagen in Militärschiffgrau bemalt und mit der Kennung der Fregatte „F 207“ versehen, Familien haben große Transparente mit „Herzlich willkommen“-Aufschriften gebastelt, die Bundeswehr reicht Kaffee und Kekse. Das Militärmusikkorps schmettert Gassenhauer. Zu den Klängen von „Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen“ ist es dann so weit: Das 139 Meter lange Kriegsschiff kommt in Sicht. Die Gäste beginnen zu jubeln, als sie die Seefahrer in Passierformation auf den Decks aufgestellt sehen, Pfiffe gellen.

Plötzlich wird auch an Bord ein Transparent enthüllt: „Anett, willst du mich heiraten?“, fragt Obermaat Andreas Zippro aus Halle seine Freundin Anett, und irgendwo aus der Menge hört man sie „Ja“ rufen. Der Idealfall: Seemann kommt zurück, Mädchen hat gewartet. „Das einzig Richtige ist aber, ohne Freundin in Einsatz zu fahren“, erzählt Björn, Zeitsoldat bei der Marine und momentan an Land tätig. Er erzählt freimütig, was sich für Dramen während und nach Einsätzen abgespielt haben.

„Frau weg? Wenn es das nur wäre. Wir alle kennen Jungs, bei denen die Freundin Kontovollmachten hatte, und als er zurückkam, war nicht nur das Mädel, sondern auch die Kohle, die Wohnung und das Auto weg“, sagt Björn.

Es geht aber auch anders. Obermaat Christian Zapf, der fast das gesamte letzte halbe Jahr im Operationsdienst – sprich: in dunklen Radarräumen bei der Seebild-Erstellung, also der Feststellung von Positionen anderer Schiffe – verbrachte, berichtet vom guten Zusammenleben der Geschlechter an Bord. Die 15 Frauen, die an Bord der „Mecklenburg-Vorpommern“ in nahezu sämtlichen Verwendungen und Dienstgraden tätig sind, seien „gute Kameraden“, und Ärger oder Missverständnisse zwischen den Geschlechtern gebe es nicht. Im Gegenteil: Die vier Paare an Bord, von denen sich eines zu Beginn der Fahrt, im November 2008, gefunden hatte, hatten sich beim Kommandanten als solche gemeldet, und fortan gab es weder Gerüchte noch Probleme, sagt Nicole. Während der Fahrt hat sie ihren 23. Geburtstag auf See gefeiert, ist vom Bootsmann zum Oberbootsmann befördert worden und hat sich in Kamerad Carsten verliebt. Sie liebt ihren Job als Navigationsmeisterin und möchte Berufssoldatin werden, mit der Abwesenheit von zu Hause kommt sie gut zurecht.

Doch Heiner M. [Name von der Redaktion geändert], Zeitsoldat, will nach dieser langen Fahrt „erst mal kein Meer mehr sehen“ und sehnt sich eigentlich nach einer anderen Arbeit. „Wissen Sie, wie lange allein schon eine Nachtwache auf See sein kann? Und das über Monate? Wenn man dann noch mitten im Einsatz erfährt, dass man noch einen Monat länger bleiben muss, kommt einem das Kotzen.“ Wenn es nach ihm ginge, sollten „die Amis in Somalia an Land mal so richtig aufräumen“, aber sein Wunsch wird unerhört bleiben. Schließlich hat die EU das Einsatzgebiet der Piratenjagdmission gerade um einige hundert Seemeilen, bis zu den Seychellen, erweitert. JASNA ZAJCEK