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Archiv-Artikel

der wochenendkrimi Büffeln

„Tatort: Dunkle Wege“, So., 20.15 Uhr, ARD

Sie ist eine Kommissarin vom Typ Klassensprecherin: Gegenüber Aufsichtspersonen tritt Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) selbstbewusst auf, die Schwächeren des Sozialverbands nimmt sie in Schutz. Vorgesetzte schätzen sie, weil sie trotz Aufsässigkeit alle Aufgaben erledigt. Notfalls büffelt sie nachts. In dieser Episode ist Klassensprecherin Lindholm nun in ihrem Element. Nachdem ein Polizeischüler erschossen wurde, schleust man sie als Dozentin in jene Lehranstalt ein, auf der sie selbst ausgebildet wurde. Da werden Erinnerungen wach. Etwa an einen Eklat, bei dem sie nicht den Namen eines Mitschülers preisgeben wollte, der gegen die Regeln verstoßen hatte. Trotzdem begrüßt sie der alte Direktor stolz und selig; Lindholm war eine der besten Absolventinnen. Das Sozialgefüge der Schüler hat sie schnell geknackt. Kein Wunder, eigentlich exzellente Jungdarsteller wie Katharina Schüttler und Martin Kiefer fungieren lediglich als Abziehbilder verstörter Halbwüchsiger. So tritt die Handlung (Buch: Thorsten Näter und Susanne Schneider, Regie: Christiane Balthasar) bald trotz Abzweigungen in illegale Spielclubs auf der Stelle. Das Interesse wird wieder auf Lindholms Männer gelenkt.

Der eine (Hannes Jaennicke) ist ihr potenter Liebhaber, der andere (Ingo Naujoks) ihr fürsorglicher WG-Genosse. Wir ahnen, das geht auf Dauer nicht gut, und tippen auf die baldige Entlassung des Beischläfers. Lindholm braucht eher jemanden, der ihr nach einer durchgebüffelten Nacht ein vitaminreiches Frühstück serviert, als einen Kerl, der sie mit schnurrenden Liebesforderungen von Extraschichten abhält. Klassensprecherinnen und deutsche Kommissarinnen haben nun mal überschaubare Privatleben. CHRISTIAN BUSS