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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Das Wundermädchen von Berlin“, Maxim Gorki Theater, Premiere 29. 1. „Minna von Barnhelm“, Deutsches Theater, Premiere 28. 1. „In der Knopffabrik“, Club der Polnischen Versager, 27. und 28. Januar

So eine, wie Luise Braun könnte Berlin jetzt gut gebrauchen. Denn das „Wundermädchen von Berlin“ hat seltsame Kräfte, die bei den Menschen Beschwerden an Leib und Seele deutlich lindern können. Die Zeiten sind schwer, und die Leute strömen zu der jungen Frau mit der übersinnlichen Aura. In der Luft liegt schon ein Hauch von Revolution, und ein junger Student macht sich seine Gedanken über das Volk, das er für seine Revolution braucht und das er jetzt in Scharen zu Luise laufen sieht. Wir befinden uns im Berlin im Vormärz des Jahres 1848, genauer gesagt in einem ziemlich unbekannten Drama, das kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstand und dessen Autor kaum bekannter ist. Der Schriftsteller, Dramatiker und Sonderling Hanns Heinz Ewers wurde 1871 geboren und ist manchen vielleicht durch seinen Roman „Alraune“ ein Begriff. Der Regisseur Alexander Lang hat das Stück jetzt für das Maxim Gorki Theater ausgegraben, wo es am Samstag Premiere hat.

Auch die nächste Produktion am Deutschen Theater begibt sich in die Berliner Vergangenheit. Gerade ist in der Stadt mal wieder ein Krieg zu Ende gegangen, im vorliegenden Fall, in Lessings „Minna von Barnhelm“, haben wir es mit dem Siebenjährigen Krieg zu tun. Eine junge Adlige steigt mit ihrer Zofe in einer Berliner Pension ab und will ihren Verlobten suchen, der ihr in den Kriegswirren abhanden gekommen zu sein scheint. Barbara Frey inszeniert die melancholische Komödie mit Starbesetzung am Deutschen Theater.

Im Club der Polnischen Versager geht es Donnerstag und Freitag um Kriege, die Frauen im Namen der Makellosigkeit gegen ihren eigenen Körper führen und gar nicht merken, gegen wen oder was sie da eigentlich kämpfen. Die gastspielende Truppe von „In der Knopffabrik“ trägt den schönen Namen „Die Täter“.