Warten auf die Studiengebühren

Berlins StudentInnen rechnen zwar mit Protesten gegen Studiengebühren – aber nicht vor 2006. Bleibt allein Berlin bis dahin gebührenfrei, könnte es vor allem für hiesige Abiturienten teuer werden

VON FELIX LEE

Fernsehen glotzen, und das mitten im Foyer der ehrwürdigen Humboldt-Uni – der ReferentInnenrat macht’s möglich. Wenn die Karlsruher Verfassungsrichter heute das allgemeine Verbot von Studiengebühren kippen, wollen Berlins Studierende zumindest über den Bildschirm die Urteilsverkündung live miterleben. Phoenix macht’s möglich.

Ein ganzes Semester lang hatten Berliner StudentInnen vor einem Jahr protestiert und immerhin erreicht, dass sie bis 2006 nicht für ihre Hochschulausbildung blechen müssen. Eine Schonzeit von nur sehr kurzer Dauer. Das wissen auch die Studierendenvertreter der drei großen Unis. Spätestens Ende nächsten Jahres wird, mit dem Wahlkampf für die Abgeordnetenhauswahl, auch in der Hauptstadt die Gebührendebatte wieder aufflammen.

Dafür wollen die Studierendenvertreter gewappnet sein. Anders als in den unionsregierten Bundesländern, in denen die Einführung von Studiengebühren nach einem entsprechenden Urteil unmittelbar bevorsteht, rechnet Peter Hartig vom ReferentInnenrat der Humboldt-Uni zwar nicht damit, dass der Startschuss für eine neue Protestwelle vor 2006 fallen wird. „Das Thema bleibt bei uns aber ganz oben auf der Agenda.“ Der Studistreik im Wintersemester 2003/2004 hatte die PDS-Basis dazu gebracht, am Kurs des Umsonststudiums festzuhalten; auch das Studienkontenmodell von Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) wurde gekippt.

In Alarmbereitschaft sind auch die StudentInnenvertreter der FU: Dort hat der Asta für Donnerstag, 14 Uhr, im Hörsaal 2 der Habelschwerdter Straße 39 eine Vollversammlung (VV) einberufen. Aber auch sie rechnen nicht mit Protesten, die mit jenen des vergangenen Jahres vergleichbar wären. Alle drei Unis mobilisieren aber zur zentralen Demo gegen Studigebühren am 2. Februar in Leipzig.

Spannend findet Humboldt-Student Hartig vor allem die Frage, was der rot-rote Senat macht, wenn die meisten Bundesländer Studiengebühren einführen, Berlin aber nicht. Es gebe Bildungspolitiker, die einer solchen „Insellösung“ durchaus Positives abgewinnen. Wenn Hessen oder Baden-Württemberg Gebühren nehmen, könnte Berlin den besten Abiturienten ein kostenfreies Studium anbieten. Einen scharfen internen Numerus clausus gebe es an den meisten Berliner Hochschulen ja bereits, womit vermieden wird, alle übernehmen zu müssen, die sich ein Studium in Gebühren-Ländern nicht leisten können.

Dies würde aber verheerende Folgen für Berlins Abiturienten haben. Bei einem Notendurchschnitt an zahlreichen Gymnasien von 3,0 und schlechter hieße das für viele Studienwillige: weg von Berlin. Und das könnte ab heute sehr teuer werden.

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