: Windsbraut bricht Rekord im Erdumsegeln
Die Britin Ellen MacArthur schafft die 27.354 Seemeilen lange Tour in weniger als 72 Tagen
Sie hat es geschafft. Die britische Seglerin Ellen MacArthur hat die Erde in neuer Rekordzeit umrundet. Montagnacht um 22.30 Uhr peilte der offizielle Zeitnehmer Claude Breton im Leuchtturm von Ushant die Ziellinie vor der bretonischen Küste an, um Sekunden später zu vermelden, dass Ellen MacArthur soeben die imaginäre Marke überquert habe. Ein neuer Weltrekord war aufgestellt. Die Messlatte liegt nun bei 71 Tagen, 14 Stunden, 18 Minuten und 33 Sekunden.
Vor ziemlich gut einem Jahr segelte der Franzose Francis Joyon die Strecke in 72 Tagen ab. Ein Rekord, so glaubte man, der so schnell nicht gebrochen würde. Doch wurde die Rechnung ohne Ellen MacArthur gemacht, die 28-jährige, gerade mal 1,60 Meter große Person, deren Lebensmotto keinen Zweifel zulässt: „ ‚Geht nicht‘ gibt’s nicht.“
Am 28. November hatte sich die Britin im südenglischen Falmouth aufgemacht, die jahrzehntelang von ihren Landsleuten getragene Krone des Segelsports zurückzuerobern, 27.354 Seemeilen, die Flauten der Rossbreiten und die Stürme am berüchtigten Kap Hoorn vor sich.
Ihre Triebfeder sei ihre Liebe zum Meer, sagt Ellen MacArthur. Diese Liebe begann für sie, die in Derbyshire weitab vom Meer aufwuchs, als Vierjährige bei einem Segeltörn mit ihrer Tante. In ihren Träumen folgte sie fortan dem Kielwasser berühmter Segler, deren Bücher sie verschlang. Auch tauschte sie ihr Bett bald gegen einen Schlafsack. Vier Jahre sparte sich die Schülerin jeden Penny vom Munde ab, bis sie schließlich ihr eigenes Dinghy auf dem nahen Forellenteich zu Wasser ließ.
Ihre größte Angst, wie sie offen zugibt, sei die vor dem Versagen. Als Zehnjährige hatte sie bei einer Abschlussregatta der Segelschule erfahren, was das für ein mieses Gefühl ist. „Auf dem Heimweg beschloss ich, dass mir das nie wieder passieren würde. Ich würde nie wieder Letzte werden, egal um welchen Preis.“
Vor vier Jahren, beim legendären Vendee Globe, wurde sie zwar nicht Letzte, aber auch nicht Erste. Bei der Regatta um die Erde war ihr kurz vorm Ziel das Vorstag geborsten. Die englische Presse kürte „Big Mac“ dennoch zur Sportlerin des Jahres und die Queen ernannte sie zum Member of the British Empire.
Sobald sie ausgeschlafen hat, wird sich MacArthur erneut auf den Weg zum Buckingham Palast machen müssen. Die Queen war Montagnacht eine der ersten Gratulanten, die sich über Funk meldeten, um ihre siegreiche Untertanin zum Tee einzuladen. Danach wird sich Ellen dann vielleicht Zeit nehmen, in Ruhe ihre E-Mails durchzulesen. Sage und schreibe 61.878 elektronische Briefe sind bis gestern Morgen auf ihrer Homepage eingegangen. „Du hast mir gezeigt, dass nichts unmöglich ist“, schreibt eine faszinierte junge Frau. Ein männlicher Fan huldigt der Königin der Meere mit den Worten einer anderen großen Königin (Elizabeth I., 1588): „Ich habe vielleicht den Körper einer schwachen und zierlichen Frau, doch ich habe das Herz eines Königs.“ SABINA GRIFFITH