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Archiv-Artikel

Wattebäuschchen gegen Moneten

TRANSFER Mit Streicheleinheiten versuchen die Meistermacher vom VfL Wolfsburg den vom AC Mailand umworbenen Torjäger Edwin Džeko zu halten. Auch für 20 Millionen Euro will man ihn nicht hergeben

Das Trainingslager auf Sylt, das die Profis des VfL Wolfsburg von morgen an in Laufschuhen erkunden, beginnt ohne den Torjäger. Dass Edin Džeko den Meister warten lassen darf, ist eine Streicheleinheit des Arbeitgebers. Im Kampf um den 23-Jährigen, der vom AC Mailand umworben wird, wollen die VfL-Macher Hektik vermeiden. Džeko soll seine Gedanken sortieren und das vertrauliche Gespräch bekommen, das er sich wünscht. „Bisher hat er sich erstklassig verhalten“, sagt Jürgen Marbach, als Geschäftsführer des VfL für das Betüddeln von Džeko zuständig.

Der Vertragspoker um diesen treffsicheren jungen Mann soll mit Besonnenheit gewonnen werden. Dass der AC Mailand Džekos Lieblingsverein sein soll, hat Marbach bisher nur den Medien entnommen: „Ich will es von ihm hören“. Er hat Milan mitgeteilt, dass man selbst bei einer Ablösesumme von 20 Millionen Euro nicht ins Grübeln komme. Dass der Flirt trotzdem weitergeht, liegt wohl an Džekos Berater. Die Aussicht auf gut drei Millionen Euro Netto-Jahresverdienst sorgt für Bewegung – selbst wenn es am Ende nur darum geht, mehr Geld für Džeko bei dessen Verbleib herauszuschlagen.

Was Mailand mit Moneten versucht, probiert Wolfsburg mit Wattebäuschchen. Sie haben ihren Helden während seiner Länderspielreise mit Bosnien-Herzegowina in Ruhe gelassen und setzen darauf, dass sich „der Edin“ von seinem Berater nicht den Kopf verdrehen lässt. Es soll ohne Druck klappen mit einem Gespräch, bei dem sie ihm tief in die Augen sehen können.

Džeko soll verstehen, dass er bei den Niedersachsen Kult-Status genießt. Eine Stammplatzgarantie könne man zwar nicht in seinen Vertrag aufnehmen, aber die Aussicht, in Wolfsburg unantastbar zu sein, soll als Gegenargument dafür dienen, dass in Mailand schon ganz andere Spieler auf der Tribüne versauert sind.

Das Umfeld, das für die Meisterspieler des VfL geschaffen wird, kann sich sehen lassen. Stammkräfte wie Josue und Thomas Riether haben ihre Verträge verlängert, dazu kommen angeblich weitere 30 Millionen Euro, die der VfL für Verstärkungen einsetzen darf. Man ist nicht von Džeko abhängig, aber von seinen Qualitäten auf dem Platz und seiner pflegeleichten Art überzeugt. „Es gibt eine große Einigkeit beim VfL und VW, dass er uns erhalten bleibt“, sagte Geschäftsführer Marbach. CHRISTIAN OTTO