: Als Peer Steinbrück nicht „Bullshit“ sagte
taz geht wählen - die Serie zur NRW-Landtagswahl am 22. Mai. Unsere Bilanz der abgelaufenen Wahlkampfwoche. Welcher Kandidat lag in dieser Woche vorn? SPD-Ministerpräsident Steinbrück oder sein CDU-Herausforderer Rüttgers?
Performance der Woche?Peer Steinbrück hatte endlich mal wieder einen großen Auftritt – oder auch nicht, wenn man der Dementiermaschine aus der Staatskanzlei glaubt. Laut Medienberichten soll der NRW-Ministerpräsident jedenfalls bei einem Treffen mit Grünen-Chefin Claudia Roth so richtig losgepoltert haben. „Bullshit“, wurde Steinbrücks Ausbruch gegen das lästige Antidiskriminierungs-Gesetz zitiert. Steinbrück soll die meistens betroffene Frau Roth angeblich niedergebrüllt und den Frust über Visaaffäre, „Heide-Mord“, Umfragetief und Arbeitslosen-Weltrekord abgelassen haben. Nachher wollte er von der Kuhstall-Rhetorik natürlich nichts mehr wissen: „Das ist nicht meine Tonlage“, ließ „SuPeer“ politkorrekt verbreiten. Hätte uns auch gewundert.TV-Auftritt der Woche?Und was macht derweil Jürgen Rüttgers? Der arbeitet an seinem Heiligenschein, sitzt bei Gottschalk im ZDF und macht mit beim großen „Bibel-Test“. Der rheinische Katholik schnitt natürlich hervorragend ab, wusste als Aufpasser im Religionsunterricht, dass Gott am siebten Schöpfungstag ruhte. Nur eines gefiel Rüttgers scheinbar nicht: Neben ihm in der ersten Reihe saß Petra Pau von der PDS. Petra Pau mit den roten Haaren. Die Sozialistin. Die sich frecherweise auch mit Gott auskennt und sagt, dass Jesus heute die Montagsdemonstrationen anführen würde. Kann ja wohl nicht sein, deutete Christ-Demokrat Rüttgers mit bösen Seitenblicken an. Doch die nervige Frau Pau ist bibelfest wie ein frömmelnder CSU-Ideologe aus Passau.Umfrage der Woche:Wenigstens eine gute Nachricht für den Ministerpräsident. Auf einem Silbertablett wurde Steinbrück zu Wochenbeginn eine neue Umfrage von Infratest-dimap serviert: Würde der Regierungschef direkt gewählt, läge der SPD-Amtsinhaber mit 44 Prozent klar vor CDU-Herausforderer Rüttgers mit 33 Prozent. Damit konnte Steinbrück seinen Vorsprung um zwei Prozentpunkte ausbauen. Mit Tränen in den Augen dürfte Steinbrück weitergelesen haben: Trotzdem hätte Schwarz-Gelb eine Mehrheit im NRW-Landtag.Zitat der Woche?Ausnahmsweise sind sich Rüttbrück und Steingers mal einig. Rüttgers: „Die Leute dürfen nicht sagen, die Wahl ist schon gewonnen.“ Steinbrücks Konter: „Jede Landtagswahl hat ihre eigenen Gesetze.“ Ja, und der DFB-Pokal auch. Und man hat schon Briefwähler kotzen sehen. Und Hochmut kommt vor der Apotheke.Gewinner der Woche:Peer Steinbrück, nicht nervös, poltert sich wahlkämpfend durch Koalitionsrunden und Fettnäpfchen. Und Jürgen Rüttgers? Hält in irdischen Dingen einfach weiter still. Will im Schlafwagen in die Staatskanzlei. Macht gar nichts. Spielt den toten Herausforderer. Lauert einfach. Beißt irgendwann zu. Die alte Kobra. K. JANSEN/M.TEIGELER