der kommentar
: Generation Feinstaub

Der Diesel galt als umweltfreundlich. Weil ihn Volkswagen so verkaufte. Ich glaubte es – bis der Feinstaub kam

Fußgänger schauen meinem Auto böse hinterher und murmeln leise „Feinstaubbelaster“. Ich fahre einen Golf TDI. Der niedrige Verbrauch war kaufentscheidend. „Das brauchen Sie nicht“, sagte vor einem Jahr der Volkswagen-Händler, als ich nach einem Rußfilter fragte. Die Technologie sei so ausgereift, dass der Golf keinen Filter brauche, um geringe Abgaswerte zu erreichen. Das Verkaufsgespräch als Umweltsünde. Dumm war, wer es glaubte.

Endlich, aber viel zu spät trat die EU-Richtlinie zur Feinstaubbelastung in Kraft. Zu spät, da der Zusammenhang zwischen Rußbelastung und Krebs schon bekannt war. Nur nicht allen. Die deutsche Industrie klagt über den Wirrwarr an Richtlinien und Gesetzen, aber ist auch nicht in der Lage, weitsichtig und verantwortlich zu handeln. Das Nachsehen hat der Verbraucher. Erst nach Inkrafttreten der Regelung wird die vom Diesel ausgehende Gefahr offensichtlich. Städte werden verklagt: Die Luftbelastung überschreitet zulässige Grenzwerte. Die deutsche Autoindustrie sollte verklagt werden. Sie hat mit ihrer Informationspolitik im Wesentlichen dazu beigetragen, dass die Feinstaubbelastung noch immer zu hoch ist.

Ich schäme mich, aber Sie, die Damen und Herren bei VW, schämen Sie sich auch! Ich rüste nun nach und fahre Rad. Was tun Sie? Darauf beharren, dass der Rußfiltereinsatz nicht beschleunigt wird. Erbärmlich!NATALIE TENBERG