: Vom korrekten Verzehr einer Thüringer Rostbratwurst
WAHLKAMPF Die Thüringer Junge Union schmäht Linkspartei-Kandidat Ramelow als Westler
BERLIN taz | Empörung in der Thüringer CDU: Der Kandidat der Linken war nicht mal bei der Stasi! So könnte man die „Stoppt Ramelow!“-Kampagne verstehen, die die Junge Union im Freistaat diesen Samstag startet.
In einem internen Papier des JU-Landesvorsitzenden Mario Voigt, das der taz vorliegt, fordert dieser die Mitglieder auf, für die Wiederwahl von Ministerpräsident Dieter Althaus „mit kontrastierender Werbung Bodo Ramelow zu verhindern“. Neben einem Blog stoppt-ramelow.de solle man dessen Wahlkampfauftritte „gezielt begleiten“, dort „aber in ‚zivil‘ auftreten“, um Althaus zu schützen.
Für die Kampagne haben die Althaus-Boys eher Sparhumor im Angebot. Auf einer Postkarte wird eine Rostbratwurst als „echte Thüringer“ bezeichnet, Ramelow als „falscher Thüringer“. „Thüringen braucht keinen hessischen Gewerkschaftssekretär! Thüringen braucht einen von uns“, steht auf der Rückseite. Gemeint ist damit, dass Ramelow vor 19 Jahren rübergemacht hat – eine Zeitspanne, die den Kindern der DDR-Blockflötengeneration wohl zu kurz erscheint, um in Erfurt mittun zu dürfen.
Der so Geschmähte sagt der taz: „Ich selbst bin da entspannt, aber andere Westdeutsche in Thüringen finden das sicher nicht komisch.“ Die Kampagne sei ein Signal dafür, „dass Zuwanderer hier nicht willkommen sind, Zuwanderer jeder Art“. Ihn regt aber auf, dass die JU thüringische Gebräuche nicht beherrscht. „Eine Thüringer Rostbratwurst isst man nie, niemals mit Serviette“, schimpft Ramelow. Das kann er ihnen beim Wahlkampfauftakt in Gera am Samstag ja persönlich sagen. AM