: Die Entsorgerin
Die Mitarbeiter in der Kreisverwaltung sind natürlich „irritiert, dass so etwas passieren konnte“, sagt Angela Schürzeberg. Die 55-jährige Industriekauffrau ist seit Ende letzten Jahres Landrätin der SPD für den Kreis Holzminden, aber anders als ihre Vornamensvetterin in der Bundespolitik, denkt sie gar nicht daran, Krisen auszusitzen. „Wir versuchen jetzt eine neue Software für Vertrags-Controlling einzubauen“, sagt sie, damit es in Zukunft nie wieder schiefläuft. Und nein, selbstverständlich werde sie beim Einkaufen nicht von ihren Bürgern angespuckt. Was überrascht, denn die 70.000 Holzmindener sind schockiert.
Ende vergangenen Jahres hat der niedersächsische Landkreis EU-weit seine lokale Müllverbrennung ausgeschrieben. Der alte Vertrag mit einem Unternehmen in Hameln sollte bis Ende des Jahres automatisch auslaufen. Aus Bremen traf ein absolutes Tiefpreis-Angebot ein, das auch sogleich unterschrieben wurde. Als Anfang Januar die Weihnachtsstimmung verweht war, kam der Schreck: Das einzige, was der alte Hameln-Vertrag tatsächlich automatisch machte, war, sich um zwei Jahre zu verlängern, da man ihn nicht bis Ende Dezember 2011 kündigte. Was auch keiner gemacht hatte. Den Einwohnern droht daher jetzt eine doppelte Rechnung für die Müllentsorgung.
„Wie das Leben so spielt“, sagt Schürzeberg. Als Landrätin sei sie für so etwas verantwortlich. Aber: In diesem „speziellen Fall“ gab es Mitarbeiter, mehrere, die das Aufkündigen des Vertrages hätten erledigen sollen. Die werden nun „disziplinarrechtlich von uns angesprochen“.
Den Ärger der Bürger in Holzminden kann sie verstehen. „Geschäftlich darf so etwas nicht passieren“, sagt sie. Menschlich aber könne das schon mal vorkommen. Sie ist zwar seit über zehn Jahren in der Politik tätig, der doppelte Müllvertrag aber sei durchaus eine „besondere Herausforderung“. Sie hat ein Anwaltsbüro für Vertragsfragen eingeschaltet, um den finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten. EFK