: Kein Kampf der Welten
KULTURAUSTAUSCH Im Musik-Tanz-Theater-Projekt „Sampled Identity“ treffen Absolventen der Hip-Hop Academy Hamburg auf die Streicher des renommierten Ensemble Resonanz
VON ROBERT MATTHIES
Zu Beginn sind die Grenzen noch ganz deutlich zu erkennen und die beiden Gruppen stehen sich ganz unversöhnlich gegenüber: auf der einen Seite fünf Tänzer, zwei Rapper, ein Beatboxer und ein DJ, allesamt Absolventen der Hip-Hop Academy Hamburg, ihnen gegenüber acht Streicher des renommierten Ensemble Resonanz. Ein Kampf zweier Welten, die gewöhnlich wenig Kontakt miteinander haben, scheint sich anzubahnen: Hochkultur gegen Straßenkultur, Klassik gegen Hip-Hop.
Dann wird schnell klar, dass beim ungewöhnlichen Projekt „Sampled Identity“, das morgen Abend auf Kampnagel Premiere feiert, niemand um sein Instrument fürchten muss. Stattdessen beginnen alle Beteiligten ganz behutsam auszumessen, wie weit sie aus ihren klassischen Rollen heraustreten können, wie weit man aufeinanderzugehen, sich auf das Gegenüber einlassen kann. Und setzen sich auf der Grundlage ihrer eigenen Biografien tänzerisch, schauspielerisch, musikalisch mit der eigenen Identität auseinander. Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass die einen heute Bach spielen, während die anderen ihren Abschluss als Hip-Hopper machen? Welche Rolle spielen das soziale Umfeld, die Erziehung? Wann und wie werden die Entscheidungen getroffen, die den eigenen Lebensweg vorzeichnen? Lassen sich die beiden kulturellen Sprachen übersetzen? Wo liegen Gemeinsamkeiten und wo unüberwindbare Grenzen? Und könnte es nicht vollkommen anders sein?
Zwei kulturelle Welten zusammenzubringen, ohne ihre Konturen zu verwässern, war das erklärte Ziel von Regisseur Volker Schmidt. Und das ist auch Komponist Tobias Schwencke und Choreograf Denis Kuhnert gelungen: „Sampled Identity“ ist ein komplexes Aufeinandertreffen von Scratching und Streichern, von Notenblatt und improvisierten Tanzschritten, das beide Seiten in Bewegung bringt – und am Ende als Sieger nebeneinander stehen lässt.
■ Fr, 24. 2. bis So, 26. 2., je 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20