taz🐾lage:
Journalist*innen haben eine gewisse Vorliebe für Gerüchte, schließlich sind sie meist der Vorbote einer neuen Wahrheit. Aber bei Gerüchten allein darf ein guter Journalist nicht stehen bleiben. Es bleibt die Frage: Was ist dran?
So passiert es, dass in einer Zeitungsredaktion pro Tag einige Gerüchte zirkulieren, von denen am Ende des Tages die meisten mit Sachlichkeit angereichert wurden. Nur bei einer Sache bleibt der Wissensstand oft im Gerüchte-Stadium, und zwar ausgerechnet im Hinblick auf die eigenen Leser*innen.
„Ich schreibe nicht für Studenten, ich schreibe für Grünenwähler über 50!“, sagte heute ein Kollege, über sich selbst lachend. Aber es ist schon so: Zwar wissen wir schon recht genau, wer die taz liest. Aber ob das, was wir so machen, auch jemandem gefällt, das wissen wir immer erst im Nachhinein. Manchmal erfahren wir es nie.
Nun wissen wir aber: Dass wir die Zeitung wochentags nicht mehr drucken, sondern nur noch digital ausliefern, hat einen erwarteten Effekt. Die Aufrufe auf unsere verschiedenen App-Formate steigen seit der Seitenwende vom 17. Oktober sprunghaft an. Vergangene Woche haben wir erstmalig einen Rekord gebrochen: über 30.000 Downloads verzeichnete eine einzelne Ausgabe.
Das ist nicht ohne, schließlich lag auch die Printauflage der Wochentags-taz kuz vor Druckstopp bei etwa 14.000, diverse Kombi- und Digi-Abos nicht mitgerechnet.
Nun stellt sich also heraus, wie viel im Nachhinein an dem Gerücht dran war, das der ehemalige taz-Geschäftsführer Kalle Ruch 2018 formulierte. Er schrieb: „Das Zeitalter der gedruckten Zeitung ist zu Ende, der Journalismus lebt im Netz weiter.“ Damit sollte er recht behalten. (knw)
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