: Stahlindustrie vor Streik
IG Metall: Tarifgespräche für westdeutsche Beschäftigte gescheitert. Arbeitgeberofferte gleicht nur Inflation aus
SPROCKHÖVEL afp/dpa ■ Die westdeutsche Stahlindustrie steht erstmals seit 27 Jahren wieder vor einem Arbeitskampf. Die IG Metall erklärte die Tarifverhandlungen für die rund 85.000 Beschäftigten am Mittwoch im nordrhein-westfälischen Sprockhövel für gescheitert, nachdem zuvor auch die fünfte Gesprächsrunde ergebnislos verlaufen war. Über die von der IG-Metall-Tarifkommission beantragte Urabstimmung will nun am Dienstag der Vorstand der Gewerkschaft entscheiden; erste Streiks könnte es dann ab dem 23. Mai geben.
Die Verhandlungen waren Mittwochnacht abgebrochen worden, nachdem die Tarifparteien laut IG Metall trotz einer verbesserten Arbeitgeberofferte keine Annäherung erzielt hatten. Die Stahl-Arbeitgeber boten demnach 2,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt bei einer Vertragslaufzeit von 19 Monaten; außerdem sollen die Beschäftigten an den nordwestdeutschen Stahlstandorten eine Einmalzahlung von 800 Euro erhalten. Die Gewerkschaft nannte das Angebot „völlig unzureichend“ und will weiter 6,5 Prozent mehr Lohn durchsetzen. IG-Metall-Verhandlungsführer Detlef Wetzel sagte, angesichts der von den Arbeitgebern angestrebten Vertragslaufzeit von 19 Monaten werde durch die angebotenen Lohnerhöhungen lediglich die Inflationsrate ausgeglichen.
IG-Metall-Vize Huber machte die Arbeitgeber für einen möglichen Streik verantwortlich. „Die Stahlindustrie boomt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, die Vorstände haben ihre Bezüge ausnahmslos zweistellig erhöht. Aber die Arbeitnehmer wollen sie mit einer Lohnerhöhung unter der Inflationsrate abspeisen“, so Huber. Damit lieferten die Arbeitgeber den Beweis für die Notwendigkeit der Kapitalismusdebatte.