piwik no script img

Übernahme von ProSiebenSat.1Berlusconi-Konzern MFE will Sender kaufen

Der italienische Medienriese MFE könnte bald ProSiebenSat.1 übernehmen. Die Manager aus Unterföhring haben ihren Widerstand aufgegeben.

ProSiebenSat.1 ist neben der RTL-Familie der zweite große private Fernsehkonzern in Deutschland Foto: Andreas Gebert/reuters

Unterföhring dpa | Eine mögliche Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Berlusconi-Konzern MFE ist einen Schritt näher gerückt. Die Spitze des deutschen Medienunternehmens empfiehlt den Aktionären, das nachgebesserte Übernahmeangebot von MFE anzunehmen. Das teilten Vorstand und Aufsichtsrat mit. Sie halten das geänderte Angebot von MFE für „angemessen“.

Im Mai hatte die Konzernspitze noch Vorbehalte gehabt und das MFE-Angebot als finanziell unangemessen erachtet. Nun heißt es im neuen Statement: „ProSiebenSat.1 begrüßt das geänderte Angebot von MFE, welches das langfristig angelegte Investment und Engagement von MFE in ProSiebenSat.1 unterstreicht.“

Vor gut einer Woche hatte MFE sein Angebot deutlich erhöht und damit seine Position in der internationalen Bieterschlacht um ProSiebenSat.1 gestärkt. Der konkurrierende tschechische Finanzinvestor PPF wird seine Offerte nicht mehr erhöhen, wie das Unternehmen bereits klargestellt hat.

Pläne für eine paneuropäische Sendergruppe

Media for Europe gehört den Kindern des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Das Unternehmen will eine paneuropäische Sendergruppe aufbauen.

Die italienische Holding bietet inzwischen 1,3 Anteile an MFE je ProSiebenSat1-Aktie, zuvor waren es lediglich 0,4. Das gilt zusätzlich zum bestehenden Barangebot von 4,48 Euro je Aktie. PPF hingegen hatte den ProSiebenSat.1-Aktionären 7 Euro pro Aktie geboten. Während der Wert des MFE-Angebots zum Teil vom künftigen Aktienkurs der Italiener abhängt, bekommen Anleger bei der PPF-Offerte eine bereits festgelegte Summe.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer in Sorge

Vater Berlusconi nutzte seinen Medienkonzern über Jahrzehnte, um seine politische Karriere samt dazugehöriger Partei Forza Italia zu befördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nach wie vor nahe.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zeigte sich jüngst besorgt und lud Sohn Pier Silvio Berlusconi zum Gespräch ins Kanzleramt. „Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt“, sagte Weimer dem Spiegel.

ProSiebenSat.1 ist neben der RTL-Familie der zweite große private Fernsehkonzern in Deutschland. Neben klassischen Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins gehört unter anderem auch der Streaminganbieter Joyn zu der Firmengruppe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare