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wortwechselVielleicht mal eine Lücke schließen?

Das Phänomen „PCOS“ verstärkt Ungleichheit in der Geschlechtergesundheit durch Entindividualisierung von Frauen. Deutschland ist größtenteils in Ordnung, weitermachen!

Schön oder abscheulich, die Meinungen über deutsche Fans des deutschen Fußballs gehen auseinander Foto: Denis Balibouse/reuters

Suffizienz

Wo sich der Widerstand dreht“,

wochentaz vom 5.–11. 7. 25

Von der taz-Redaktion erwartet man als Leser doch einen etwas offeneren Blick auf die Sachlage:

Erstens, dass der „Bedarf“ nicht die maßgebende Größe ist, sondern die regionale Umweltkapazität. Und die ist überall in Mitteleuropa längs überschritten. Also heißt das nichts anderes, als den Verbrauch abzusenken, statt neue Kapazitäten aufzubauen.

Zweitens wäre da die Tatsache des hohen, rein technischen Verschwendungsanteils beim Strom von über 20 Prozent. Wenn die verwendeten Geräte dem technischen Standard entsprächen, ließe sich also schon ein Fünftel einsparen. Des Weiteren gibt es eine ungeheuer große Verschwendung beim Einsatz von Strom: Noch immer werden für den Transport von 1,5 Personen auf Strecken von 1 bis 5 km eAutos eingesetzt, die 5 Plätze bieten, 1,5 Tonnen wiegen und mit 80 PS pro Person motorisiert sind. Und fast jeder Hauswart hat vergessen, dass anstelle eines Laubbläsers für die meisten Zwecke auch ein Besen genügte. Suffizienz wäre hier das Zauberwort. Uwe Scheibler, Wetzikon

Barrikaden

Ein wehrhafter Jude, der nicht nur für sich kämpft“,

wochentaz vom 19.–25. 7. 25

Für mich ist es erschreckend wie Unbeteiligte, hier Herrn Lahav Shapira, an den mittelalterlichen Pranger stellen. Für einen Sachverhalt, für den er nichts kann!

Man kann sich als Studierende gegen die Politik von Herrn Netanjahu richten und für die Rechte der Menschen in Palästina eintreten, aber bitte ohne den 7. 10. 2023, den Terror der Hamas, die Geiseln der Hamas zu vergessen! Es gibt genug zivilgesellschaftliche Projekte hier und in Israel, wo Palästinenser und Israelis zusammenarbeiten, die man unterstützen kann, ohne auf die falschen Barrikaden zu klettern! Ich schäme mich als Linker für das Verhalten der Studierenden und die FU Berlin!

Peter Oedinger, Korschenbroich

Überkonsum

Wie könnte eine faire Jeans aussehen?“,

wochentaz vom 19.–25. 7. 25

Sehr gute Vorschläge für eine nachhaltige und faire Produktion.

Aber die nachhaltigste Methode, um dem Überkonsum zu begegnen, ist, seine Sachen viele Jahre lang zu tragen. Das ist bei guter Qualität kein Problem; da hält eine Hose oder ein Kleid auch Jahrzehnte. Secondhandgeschäfte tragen meiner Meinung zur Überproduktion bei und machen einfach nur ein vermeintlich gutes Gewissen. Angelika Adler, Herdorf

Diagnose des Grauens

Isabel will Blut sehen“,

wochentaz vom 26. 7.–1. 8. 25

Seit über 35 Jahren versuche ich in der gynäkologischen Praxis gegen die Diagnose des Grauens „PCOS“ (polyzystisches Ovarialsyndrom) anzukämpfen.

Das „PCOS“ ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Hier wird einem bunten Blumenstrauß von Symptomen und Problemen mangels einer wissenschaftlichen Erklärung eine Diagnose zugeordnet – weil einem sonst nichts anderes einfällt. In meiner Wahrnehmung ist dies Ausdruck einer beklagenswerten gedanklichen und emotionalen Faulheit von Ärzt:innen.

Der wirklich gut recherchierte Artikel beschreibt die ganze Tragik des Phänomens „PCOS“, zieht jedoch die katastrophal falschen Schlüsse daraus. All die Symptome und Schwierigkeiten, die dem „PCOS“ zugeordnet werden, wie Insulinresistenz, Hyperandrogenämie, Zyklus­störungen et cetera kann man individuell und zugewandt bearbeiten und behandeln, ohne die Patientinnen mit einer erfundenen Diagnose zu stigmatisieren, zu beängstigen, krank zu machen, in die Arme von Geschäftemachern zu treiben und auch noch vollkommen sinnlosen Eingriffen wie einer Ausschabung zu unterziehen. Mathias v. Rotenhan, Bremen

Frauengesundheit

Isabel will Blut sehen“,

wochentaz vom 26. 7.–1. 8. 25

Da besucht eine junge, sehr sympathisch wirkende Frau regelmäßig 5 verschiedene Ärz­t*in­nen – eigentlich müsse sie noch zu 2 bis 3 weiteren. Dabei wird gar nicht deutlich, was ihr eigentlich fehlt – bis auf ihr Übergewicht und ihre Erschöpfung. Beides ist natürlich in einer auf Schlanksein und Fitness orientierten Gesellschaft schwer nach außen zu vertreten. Wenn jetzt eine 25-jährige Frau 5 Ärz­t*in­nen regelmäßig aufsucht, zwei Tage pro Woche für solche Besuche blockiert, eine Medikamentenbox konsumiert wie alte, multimorbide Menschen, dann beschleicht mich der Eindruck: Hier wird ein Problem „medizinisiert“, die Falle der Chronifizierung und somatischen Fixierung ist bereits zugeschnappt.

Wie schade, dass solche Gedanken im Artikel nicht weiter verfolgt werden. Medizinkritik und auch der Arbeitskreis Frauengesundheit waren da mal weiter.

Günther Egidi, Bremen

Mensch ist nie zu alt

Für einen Triathlon wollte ich kraulen lernen “,

wochentaz vom 26. 7.–1. 8. 25

Was für ein ermutigender Beitrag! Auch ich bin seit rund 9 Monaten bemüht, kraulen zu lernen. Dabei fühle ich mich unfassbar begriffsstutzig, wenn es darum geht, die Bewegungen von Beinen und Armen und dann noch das Atmen zusammenzukriegen.

Was ermutigt mich am Text? Nun, ich bin 65 Jahre alt und fürchtete bis zur letzten wochentaz, ich wäre schlicht zu alt, um zu lernen, meine Bewegungen so zu koordinieren, dass am Ende Kraulen draus wird. Aber wenn die Autorin mit 28 … Stefan Baier, Offenbach

Sauertöpfisch

„Deutscher Nationalstolz ist immer gefährlich“, wochentaz vom 25. 7.–1. 8. 25

„Deutschland kann man nicht lieben“. Doch kann man, sehr sogar! Denn ob all seiner Fehler, ob all der dunklen Wolken, die gerade wieder aufziehen, ist Deutschland eine Erfolgsgeschichte: Vom Naziwahnsinn zu einem der weltweiten Vorreiter, was Freiheit, Gleichberechtigung und Minderheitenschutz angeht.

Wo lässt es sich besser und freier auf der Welt leben? Ja, ein paar Länder fallen mir schon noch ein, aber Deutschland ist immer ganz, ganz vorn dabei. Wir haben Millionen Menschen integriert, viele der Bürger in diesem Land haben eine Migrationsgeschichte. Wir gewinnen immer mehr unserer Energie aus den Erneuerbaren. Wir haben eines der fähigsten Sozialsysteme weltweit. Das ist alles kein Grund, sich zurückzulehnen, Probleme nicht weiter zu adressieren, aber dieses Land permanent schlecht machen? Saskia Brehn auf taz.de

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