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Hochwasserkatastrophe in den USAMindestens 24 Tote nach Sturzflut in Texas

Mehr als 20 Mädchen, die an einem Ferienlager nahe dem Fluss Guadalupe teilnahmen, werden vermisst. Bewohner und Behörden wurden von den Überschwemmungen am Freitag komplett überrascht.

Rettungskräfte suchen seit Freitag mit Booten auf dem Guadalupe River nach Vermissten Foto: Christopher Lee/The San Antonio Express-News/ap

Houston/Kerrville afp/ap | Bei einer Sturzflut im US-Bundesstaat Texas sind nach Behördenangaben mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. „Ich kann zu diesem Zeitpunkt bestätigen, dass die Zahl der Todesopfer auf 24 gestiegen ist“, sagte der Sheriff des Landkreises Kerr, Larry Leitha, bei einer Pressekonferenz am Freitagabend (Ortszeit). Zuvor hatten die Behörden die Zahl der Todesopfer mit 13 angegeben.

Die Suche nach mindestens 20 vermissten Mädchen, die an einem Sommercamp teilnahmen, wurde indes fortgesetzt. Hunderte Retter seien im Landkreis Kerr unterwegs, darunter mehr als 160 in Hubschraubern, teilten die Behörden mit.

In einer früheren Pressekonferenz sagte Sheriff Leitha, dass unter den bereits identifizierten Opfern auch Kinder seien. Zu den vermissten Mädchen sagte er, diese könnten sich womöglich auf einen Baum gerettet haben und derzeit nicht erreichbar sein.

Der stellvertretende Gouverneur von Texas, Dan Patrick, sagte, dass die vermissten Mädchen an einem christlichen Sommerlager in der Nähe des betroffenen Flusses Guadalupe teilgenommen hätten. Der Pegel des Guadalupe sei in der Nacht zuvor binnen nur 45 Minuten um acht Meter angeschwollen.

„Das Camp wurde komplett zerstört“, sagte die 13-jährige Elinor Lester, eine von Hunderten Teilnehmerinnen des Ferienlagers im Camp Mystic. „Ein Hubschrauber landete und begann, die Leute wegzubringen. Es war wirklich beängstigend.“ Die Mädchen in ihrer Hütte seien gegen 1.30 Uhr am Freitagmorgen von dem Sturm aus dem Schlaf gerissen worden. Rettungskräfte hätten ein Seil gespannt, an dem sich die Mädchen beim Überqueren einer Brücke festhalten konnten, während das Wasser um ihre Knie strömte.

Die Überschwemmung in der Nacht überraschte Bewohner, Camper und Behörden. Die Behörden räumten ein, sie hätten nicht mit derart heftigen Regenfällen gerechnet. In dem Gebiet fiel innerhalb weniger Stunden so viel Regen wie sonst in mehreren Monaten. Der Nationale Wetterdienst habe nur zwischen 80 und 150 Liter Regen pro Quadratmeter vorausgesagt, sagte der Leiter der texanischen Abteilung für Notfallmanagement, Nim Kidd. Die tatsächliche Regenmenge sei nicht angekündigt gewesen.

Der 44-jährige Matthew Stone aus Kerrville sagte, die Polizei habe um 5.30 Uhr an seine Tür geklopft, auf seinem Mobiltelefon sei keine Warnung eingegangen. „Wir haben keinen Notfallalarm erhalten. Da war nichts“, sagte Stone. Dann: „eine pechschwarze Wand des Todes“.

In Ingram wurde Erin Burgess um 3.30 Uhr von Donner und Regen geweckt. Nur 20 Minuten später strömte das Wasser in ihr Haus, das direkt gegenüber dem Fluss liegt, wie sie berichtete. Eine Stunde habe sie sich an einen Baum geklammert, bis das Wasser so weit zurückgegangen war, dass sie den Hügel zum Haus eines Nachbarn hinaufgehen konnte. „Mein Sohn und ich trieben zu einem Baum, an dem wir uns festhielten, und mein Freund und mein Hund trieben davon“, sagte Burgess. Beide seien aber wohlauf.

Trump zeigt sich bestürzt

US-Präsident Donald Trump zeigte sich bestürzt: „Es ist schrecklich, die Überschwemmungen. Es ist schockierend“, sagte er vor Journalisten.

Rund 500 Rettungskräfte und 14 Hubschrauber waren im Einsatz, die Nationalgarde von Texas und die US-Küstenwache waren ebenfalls beteiligt. Freeman Martin, Leiter des Amts für öffentliche Sicherheit in Texas, warnte vor einer „weiteren Flutwelle“, die sich im Anmarsch befinde.

Der Verwaltungschef des Landkreises, Rob Kelly, hatte zuvor von „äußerst verheerenden und tödlichen“ Überflutungen gesprochen. Weiter erklärte er, zwar seien Sturzfluten wie diese üblich in der Gegend, die das „gefährlichste Flusstal der USA“ sei. Die Überschwemmung nun sei aber unerwartet gewesen. Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, sicherte die Unterstützung „aller verfügbaren Kräfte“ zu.

In Texas waren bereits Mitte Juni bei einer Sturzflut im südöstlich von Kerr gelegenen San Antonio mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen.

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1 Kommentar

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  • Solche Ereignisse sind schrecklich für die Betroffenen, aber je früher die Erkenntnis kommt, dass das eine zunehmende Folde des Klimawandels ist, desto besser.

    Wir brauchen leider mehr solcher Ereignisse.