Kinotipp der Woche: Auf die Leinwand gehext
Das Odeon zelebriert die Kreaturen der Nacht. Zur „Witches Edition“ gibt es „The Witches of Eastwick“ und den schwedischen Kultstreifen „Häxan“.

Seit einer guten Weile sind Hexen wieder sehr in Mode. Auf Social Media werden vornehmlich von jungen Frauen die besten Liebeszauber präsentiert und Tarotkarten gelegt. Und selbsternannte Hexen sehen es als feministischen Akt, jetzt auch noch mit ihren angeblich übersinnlichen Kräften das Patriarchat zu bekämpfen. Die Hexen von heute wollen nicht mehr unterdrückte und verfolgte Opfer sein, sondern selbstermächtigte Frauen mit Superkräften.
Passend zum aktuellen Hexen-Hype präsentiert das Kino Odeon in seiner Reihe „Bis(s) zum Abspann“ nun eine „Witches Edition“, in der bis Ende des Jahres sechs Filme zum Thema gezeigt werden. Die Bandbreite, wie sich in diesen damit beschäftigt wird, ist ziemlich groß. Und reicht von George Millers wunderbarer Hollywood-Komödie „Die Hexen von Eastwick“ aus dem Jahr 1987 (16.7., 20:30 Uhr, OmU) bis hin zum grimmigen „The Witch“ (2015) von Robert Eggers.
In dem einen Film wird mit absoluter Starbesetzung von Cher über Michelle Pfeiffer bis hin zu Jack Nicholson jede Menge Hexen-Hokuspokus und Teufelspakt-Unsinn aufgefahren und gleichzeitig gehörig aufs Korn genommen. Gruselig ist hier nichts, das Hexen-Dasein erscheint vielmehr als im Großen und Ganzen ziemlich lustige Angelegenheit. Und die feministische Idee, mit ordentlich Hexen-Power dem männlichen Macho-Getue Einhalt gebieten zu können, spielt auch bereits eine Rolle.
Bis(s) zum Abspann: Witches Edition, Kino Odeon, bis 10. Dezember 2025
In „The Witch“ (2015) jedoch gibt es eher nichts zu lachen (13.8., 20:30 Uhr). Nicht für die Familie, die in diesem von einer wirklich grausligen Hexe terrorisiert wird, die in einem echten Hexenhäuschen im Wald haust, einen bösen Zauber nach dem anderen raus haut und wirklich keine Anstalten macht, am althergebrachten eher negativen Image der Hexe arbeiten zu wollen. Und auch für die Zuschauerinnen dieses Horrorfilms der besseren Sorte, der Robert Eggers schlagartig zum Star machte, gibt es wirklich nichts, was man auch nur ansatzweise witzig finden könnte.
Die echte Perle der „Witches Edition“ aber ist der schwedische Film „Häxan“ von Benjamin Christensen aus dem Jahr 1922, auf Deutsch: „Die Hexe“ (10.12., 20 Uhr, OmU). Ursprünglich war dieser als Lehrfilm gedacht, der über angebliche Hexen und den Umgang mit ihnen während der Zeit der Hexenverfolgungen aufklären wollte. Bestimmte Foltermethoden beispielsweise und die bizarren Vorgaben des Klerus, wie und mit welchen Methoden eine echte Hexe angeblich zu erkennen ist und damit auf den Scheiterhaufen gehört, werden hier abgearbeitet. Und mit wissenschaftlichen Anspruch wird sich mit vornehmlich dokumentarischen Mitteln dem angeblichen Phänomen der Hexenkunst gewidmet.
Mit der Zeit wurde der Film aber nicht mehr in seinem didaktischen Sinne rezipiert, sondern aufgrund seiner dunkel versponnenen Ästhetik als eine Art Frühform des Horrorfilms, womit er sich zunehmend einen Kultstatus erarbeitete. In einer Version des Films, die Ende der Sechziger erschienen ist, wirkst sogar Ober-Beatnik William S. Burroughs mit, der mit seiner lässig-kaputten Junkie-Stimme den Erzähler gibt. Lohnt sich, auch wenn man nicht an Hexerei, den Teufel und Übersinnliches glaubt.
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