Trump-Zölle: China agierte, während Europa nur reagierte
Die EU versucht, ihr altes Exportkonzept mit der Tagesbetreuung von Trump zu retten. Stattdessen sollte sie am eigenen Zukunftsmodell festhalten.

Z ölle rauf, runter. Ankündigungen, Drohungen, Rückzieher. Das System von US-Präsident Donald Trumps Handelspolitik ist bekannt. Die Frage ist, ob es ihm wirklich um Handelsdeals geht. Er will, dass andere Länder mehr amerikanische Produkte kaufen. Aber manchmal will er auch nur seinen Freunden helfen – etwa dem rechten Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro in Brasilien.
China hat eine Strategie. Es hat seine Investitionen, Handelsbeziehungen und Märkte wie kaum ein anderes Land diversifiziert – schon lange vor Trump. Es hat in den eigenen Markt investiert und in Technologien der Zukunft. Nach Trumps erster Amtszeit, und noch bevor der damalige US-Präsident Joe Biden im Mai 2024 die Einfuhrzölle auf chinesische E-Autos auf 100 Prozent erhöhte, plante etwa der chinesische Elektroautobauer BYD eine Megafabrik in Ungarn. Diese wird derzeit gebaut und soll bereits Ende des Jahres in Betrieb gehen.
In bekannter Manier bringt China auch seine eigenen Arbeiter nach Ungarn, um die Fabrik und die zugehörige Infrastruktur zu errichten. Der Autokonzern rückt damit noch näher an den europäischen Markt heran. EU-Autobauer bangen um ihren Absatz, denn mit den günstigen Elektroautos aus China können sie nicht mithalten. Gleichzeitig sitzen ihnen 30 Prozent Einfuhrzölle auf den US-Markt im Nacken – sollte Trump seine Drohung wahr machen.
Die EU versucht, ihr altes Exportkonzept mit der Tagesbetreuung von Trump zu retten. Als Erstes fielen dem die hart erkämpften Regulierungen für eine sozialere und ökologischere Zukunft zum Opfer: Nachhaltige Lieferketten und der Green Deal sind weitestgehend abgeschafft. Stattdessen sollte Europa am eigenen, zukunftsfähigen Modell festhalten. Vielleicht ist eine Exitstrategie für nicht essenzielle Konsumindustrien wie bei Verbrenner-Autos, Kohle oder Gas angebracht. Europa sollte an einer grünen Subventionspolitik festhalten, die jedoch an soziale und ökologische Bedingungen geknüpft ist. Und es sollte wieder mehr in das menschliche Kapital Europas investieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Schwarz-Rot und das Richterdebakel
Was, wenn der Riss viel zu tief ist, um geflickt zu werden?
Merz im ARD-Sommerinterview
Hohe Mieten? Nur ein Problem für den Staat, sagt Merz
SUV-Verkehrsunfall auf Sardinien
Die tödliche Front
Merz im Sommerinterview
„Ein bisschen überfordert“
Gesunde Böden, Gewässer, Wälder
Bauernverband möchte lieber keinen Naturschutz
Buch über Putins imperiale Strategie
Da knallen die Sektkorken im Propagandastab des Kreml