Transparenzbericht von Spotify: Mehr Druck auf der Datenkrake
Immer nur Wachstum: Der Musikstreamingdienst Spotify hat am Mittwoch einige Unternehmensdaten in seinem Transparenzbericht „Loud&Clear“ präsentiert.

Im slicken Keynote-Ambiente berichtete die charismatische Businessfrau in professionellem Marketing-Denglish von Challenges, von Herausforderungen und immer neuem Wachstum – offen, ehrlich, durchsichtig. Wirklich? Präsentiert wurden die Zahlen auf schrillen UX-Design-Info-Kacheln, eine Art „Wrapped“-Unternehmenskommunikation.
Viele Buzzwords, wenig Gehalt. Die Botschaft war klar: It’s all about gute Laune, Games und viel Umsatzplus, so das Bild, welches der globale Marktführer im Musikstreaming von sich zeichnete. Zhang eröffnete mit einem Paukenschlag: Mehr als 8,8 Milliarden Euro habe das Unternehmen global 2024 ausgezahlt, man sei damit größter Partner der Musikindustrie.
Es profitieren die Major Labels
Dass Zhang damit vor allem die drei Major Labels meint und Künstler:Innen verschweigt, dürfte kein Zufall sein. Zu Beginn der Konferenz wies sie vehement darauf hin, dass Spotify seine Zahlungen nicht an Musiker direkt auszahle, sondern an deren Rechteinhaber: Das können die Künstl:erinnen selbst sein, meist sind es Labels und Verwertungsgesellschaften. Vergütet werde außerdem nach Marktanteil, nicht pro Stream.
Klingt, als würde die Verantwortung für die miserablen Bedingungen der Künstler im Streamingbusiness weitergeschanzt, schließlich verdienten diese laut Zhang mehr denn je: Seit 2017 hätten sich die Einnahmen verdreifacht, und auch die Zahl der Personen, die Inhalte bei Spotify hochgeladen habe, sei massiv gestiegen. Sie betrage mittlerweile fast 12 Millionen.
„Auf dem Höhepunkt der CD-Ära hatten nur einige Tausend Künstler*innen ihre Musik in Plattenläden“, steht auf dem dazugehörigen Infoslide.Dass der Großteil jener 12 Millionen die untere Zählgrenze von 1000 USD Einkünfte aus Streams jährlich für die erstgenannte Statistik gar nicht schafft, wird großzügig verschwiegen.
Nachdem sich mit zunehmendem Erfolg der Datenkrake auch die Kritik am Umgang mit Künstlern mehrte, scheint der Druck inzwischen angekommen zu sein. Kacheln und präsentierte Zahlen sowie beispielhafte Einzelschicksale („Die Artistjourney von Zartmann – wirklich ’ne einzigartige Story“) können nicht darüber hinwegtäuschen, wie hoch der Rechtfertigungsdruck des Streaminggiganten geworden ist. Vielleicht ist das die am schlechtesten versteckte beste Nachricht der gesamten Konferenz.
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