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50 Jahre Kriegsende in VietnamRiesige Militärparade in Ho-Chi-Min-Stadt

Vor 50 Jahren endete der Vietnamkrieg mit einer schmählichen militärischen Niederlage der USA. Zum Jahrestag feiern im früheren Saigon Hunderttausende.

Mit Hammer und Sichel: Militärparade am 30. April in Vietnam Foto: Richard Vogel/ap

Ho-Chi-Minh-Stadt dpa Mit einer riesigen Militärparade und einer Flugschau hat Vietnam das Ende des Vietnamkriegs vor 50 Jahren gefeiert. In Ho-Chi-Minh-Stadt, früher Saigon genannt, versammelten sich Hunderttausende Menschen schon in der Nacht, um sich gute Plätze zu sichern und den besonderen Jahrestag zu begehen. Auf der Straße vor dem Wiedervereinigungspalast – einem der Wahrzeichen der Stadt – marschierten am Morgen 13.000 Soldatinnen und Soldaten an prall gefüllten Besuchertribünen vorbei.

Am 30. April vor 50 Jahren endete der brutale Krieg nach fast 20 Jahren mit der Eroberung der damaligen südvietnamesischen Hauptstadt Saigon durch nordvietnamesische Truppen. Bei den Vietnamesen heißt der Krieg wegen des massiven Eingreifens der USA „Amerikanischer Krieg“. An der Parade nahmen auch Truppen aus den Nachbarländern China, Laos und Kambodscha teil. Ein Mega-Feuerwerk, das von 30 Standorten abgeschossen wird, soll am Abend den Himmel über Ho-Chi-Minh-Stadt erleuchten. Am Donnerstag ist zudem eine gigantische Lichtshow mit mehr als 10.000 Drohnen geplant – die bisher größte in der Geschichte Vietnams.

Der südostasiatische Staat ist ein junges Land: 70 Prozent der Bevölkerung wurden erst nach Kriegsende geboren. Für die meisten steht der 30. April deshalb vor allem für die Wiedervereinigung und Unabhängigkeit des Landes – nach 100 Jahren französischer Kolonialherrschaft und langer Trennung zwischen Nord und Süd.

Seit dem Ende des Krieges regieren in dem Einparteienstaat die Kommunisten. „Nach dem Ende des Widerstandskrieges gegen den französischen Kolonialismus wünschte sich das vietnamesische Volk wie viele andere Völker der Welt ein friedliches, unabhängiges und freies Leben“, sagte der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, To Lam. „Doch die US-Imperialisten ersetzten schnell die französischen Kolonialisten, indem sie in Vietnam intervenierten und den Plan zur Spaltung unseres Landes in die Tat umsetzten.“ Dadurch sei der Süden des Landes zeitweise zu einer „Kolonie neuen Typs“ geworden.

Worum ging es im Vietnamkrieg?

Der Vietnamkrieg begann kurz nach der Unabhängigkeit Vietnams von Frankreich. Ab 1955 kam es in dem gespaltenen Land zu einem Krieg zwischen dem kommunistischen Norden mit der heutigen Hauptstadt Hanoi und dem westlich orientierten Süden. Ab 1964 griffen die USA mit Luftangriffen und Bodentruppen in den Bürgerkrieg ein, um den Kommunismus zurückzudrängen.

Ab 1955 kam es zum Krieg zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden. Ab 1964 griffen die USA ein, um den Kommunismus zurückzudrängen

Washington setzte dabei unter anderem die Brandwaffe Napalm und hochgiftige Chemikalien wie das Pflanzengift „Agent Orange“ ein. Dieses führte auch in den folgenden Generationen noch zu schweren Fehlbildungen bei Kindern, zu Tumoren und anderen Erkrankungen.

Nach weltweiten Protesten und militärischen Misserfolgen mit mehr als 58.000 toten amerikanischen Soldaten zogen sich die USA 1973 aus dem Krieg zurück. Es gilt bis heute als eine der schwersten militärischen Niederlagen in der Geschichte des Landes. Schätzungen zufolge kamen in dem Krieg etwa drei Millionen Vietnamesen ums Leben.

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5 Kommentare

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  • Der Vietnamkrieg ist doch direkt aus dem Indochina Krieg hervorgegangen. Der Artikel verschweigt die koloniale Ursache in meinen Augen, ich zitiere wörtlich:



    "Der Vietnamkrieg begann kurz nach der Unabhängigkeit Vietnams von Frankreich. Ab 1955 kam es in dem gespaltenen Land zu einem Krieg zwischen dem kommunistischen Norden mit der heutigen Hauptstadt Hanoi und dem westlich orientierten Süden. "

    Westlich orientiert ist dann halt doch nur eine koloniale Marionette:

    Der Indochinakrieg (1946 bis 1954), auch als Erster Indochinakrieg oder Französischer Indochinakrieg bezeichnet, war ein Krieg in Französisch-Indochina zwischen Frankreich und der Liga für die Unabhängigkeit Vietnams (Việt Minh), die unter der Führung der vietnamesischen Kommunisten stand.

    de.wikipedia.org/wiki/Indochinakrieg

    Und die Franzosen haben kein Land gesehen und die USA gebeten, zu übernehmen...

  • Alle dachten an Masterplan der USA und Superhirn Kissinger, aber offenbar weit gefehlt, denn...



    book8.de/rucksicht...agodie-von-vietnam



    Hier steht:



    "Es waren persönliche politische Rivalitäten, das innenpolitische Klima und strategische Verwirrung, die Kissingers Handeln bestimmten. Es gab keinen großen Masterplan oder eine Bismarcksche Theorie, die die Fortsetzung des Krieges oder die Friedensverhandlungen der USA unterstützte. Die doppelte Länge des Krieges ist einzig und allein dem Ego und dem schlechten Urteilsvermögen einer einzelnen Person zu verdanken.



    Diese weit entfernte Tragödie, die durch Kissingers Handlungen noch verstärkt wurde, hat beide Länder für immer verändert."



    Bei br.de zu finden:



    "...begannen die USA die Bombardements auf den Norden Vietnams massiv auszuweiten und auch Kambodscha und Laos aus der Luft anzugreifen, weil sich dort nordvietnamesische Truppen aufhielten. Diese Angriffe liefen weitgehend im Geheimen statt, der Kongress, der hätte informiert werden müssen, wurde es nicht. Für nicht wenige gilt Kissinger deswegen als ein Kriegsverbrecher.



    Bei einer Kongress-Anhörung im Jahr 2005, bei der Kissinger als Zeuge..."



    Tja

  • Es ist historisch nicht belegbar, dass die USA in Vietnam eine "militärische Niederlage" erlitten hätten. Die USA hätten, was sie ja auf schrecklichste Weise auch in Teilen betrieben haben, Vietnam militärisch komplett zerstören, entvölkern und besetzen können.

    Die Ursachen für den Rückzug der USA und der darauf folgenden militärischen Niederlage des südvietnamesischen Regimes, lagen viel mehr am schwindenen Rückhalt für den Krieg und dem kulturellen Wandel in den USA.

    Die Darstellung dieses hoch komplexen und vielschichten Themas im Artikel, ist wirklich äußerst verkürzt. Das ist schade.

    • @Disgusted:

      Also ‚danke‘, dass die USA nicht alles und jeden zu Klump geschossen haben? Vielleicht interpretiere ich da ein wenig hinein oder bin wirklich auf dem Holzweg, wer weiß. Sie erwähnen ja immerhin selbst, dass das „in Teilen / auf schrecklichste Weise“ auch passiert ist, o.k.



      Das andere ist halt der Verweis auf die „Komplexität“, die es sicher auch gegeben haben mag, wie auch sonst oft auf der Welt. Jetzt ist da halt ein Artikel, der aufgrund seiner überschaubaren Länge wesentliche Sachverhalte pointiert, vielleicht auch verkürzt darstellen muss. Ob das dann schon in Richtung Geschichtsklitterung geht? Also gemessen an der sonstigen ‚Erfolgsbilanz‘ war der Rückzug aus Vietnam sicher eine Niederlage für die USA. Und der ja auch erwähnte schwindende Rückhalt ist u.a. wohl auch ein Indiz für das Scheitern. Schön wäre es natürlich, wenn Kriege gar nicht erst stattfänden, was sicher etwas naiv von mir ist.

    • @Disgusted:

      Nixon und Johnson waren 1968 nicht mehr v. einem Engagement m. Aussicht auf Erfolg überzeugt.



      Die Einsicht in die tatsächliche militärische Lage war nicht ungewöhnlich in der Kombination mit einer politischen Stellungnahme, die niemals eine Niederlage der USA zugegeben hätte. Das hat sich für die Weltmacht USA auch später nicht geändert.



      Zu den Ereignissen am 31. März 1968



      "Daraufhin beschloß Nixon, seine Rede nicht zu halten. Ihr Text aber, später in dem Buch »Catch the Falling Flag« des damaligen Nixon-Ghostwriters Richard Whalen veröffentlicht, enthüllt die Grundzüge von Nixons Vietnam-Strategie.



      »Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß es keine Möglichkeit gibt, den Krieg zu gewinnen«, erklärte er Whalen. »Aber das können wir natürlich nicht sagen. Vielmehr müssen wir das Gegenteil behaupten, um uns einen gewissen Verhandlungs-Vorsprung zu sichern.« Wenn es aber keine Möglichkeit gab, den Krieg zu gewinnen, dann mußte es doch eine Chance geben, den Frieden zu gewinnen."



      bei spiegel.de



      /



      "1975 beschloss der US-Kongress, die Finanzhilfe für Südvietnam einzustellen. Dies war das Todesurteil für den Süden: Im März jenes Jahres eröffnete Nordvietnam eine Offensive..."



      bei watson.ch