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Lesbisch sein überall sichtbar machen

Zum Tag der lesbischen Sichtbarkeit finden zahlreiche Veranstaltungen statt

Von Johanna Weinz

Das muss eine besondere Filmvorführung sein: Umgeben von pinkfarbenem Licht stoßen am Dienstagabend Frauen aller Altersstufen mit Sektgläsern vor dem Casablanca Kino in Treptow-Köpenick an.

Auch später im Kinosaal ist die Stimmung ausgelassen. Im Film „What a Feeling“ der Regisseurin Kat Rohrer finden zwei Frauen in der Mitte des Lebens ganz unerwartet zueinander. Der Streifen sprüht vor Leichtigkeit, sorgt für einige Lacher und besitzt trotzdem die notwendige Tiefe: Es geht um Selbsterkenntnis und darum, mutig zu sein, Neues zu wagen. „Ich war skeptisch, was den Film anging, aber er war toll“, sagt eine Besucher*in. „Klasse, dass es so ein Event bei uns in Adlershof gibt“, freut sich eine andere auf dem Nachhauseweg.

Auch für Constanze Körner, geschäftsführende Leiterin von LesLeFam – Lesben Leben Familie –, die die Reihe „Queeres Kino“ mit dem Team Queer Treptow-Köpenick organisierte, war der Abend ein voller Erfolg: „Wir hatten nicht gedacht, dass es so voll sein wird.“ Am nächsten Dienstag werden sie den Film „Una Mujer Fantástica“ im Kino Union in Friedrichshagen zeigen, ein chilenisch-deutsches Drama, das das Leben einer jungen Transfrau nach dem Tod ihres Partners zeigt.

Körner engagiert sich seit Jahren für die Etablierung nachhaltiger queerer Strukturen gerade auch in Treptow-Köpenick. Ihr ist es wichtig, mehr queere Räume im Bezirk zu etablieren: „Wir haben keine queer-beauftragte Person und keine geförderten Projekte wie Beratungs- oder Anlaufstellen für queere Menschen“, so Körner.

Stadtweite Veranstaltungen

Anlass der kleinen Reihe ist der Tag der lesbischen Sichtbarkeit, der an diesem Samstag international begangen wird. Ins Leben gerufen wurde der Tag 2008 von einer spanischen LSBTIQ-Organisation, um die vielfältige Geschichte und Kultur von Lesben zu feiern. Seitdem gibt es ihn auch in Deutschland.

LesLeFam bietet berlinweit zu diesem Anlass neben queeren Filmabenden auch Comedy-Veranstaltungen und Workshops gegen Gewalt an Frauen an. Zudem ruft der queere Verein AHA-Berlin zu der jährlich stattfindenden Fahrraddemo am Samstag um 14 Uhr an der Monumentenstraße 13 auf, um dann gemeinsam durch Schöneberg zu radeln. „Lesbische Sichtbarkeit ist wichtig, weil wir bei einem großen CSD als Gruppe immer noch untergehen“, sagt Annet, eine der Organisatorinnen der Fahrraddemo.

Genau wie beim Dyke* Mach, der am Abend vor dem CSD stattfindet, wollen sie bei der Fahrraddemo auf die Mehrfachdiskriminierungen, fehlende Gleichstellung und die Schwierigkeiten, die mit Co-Mutterschaft verbunden sind, aufmerksam machen. „Willkommen sind aber auch alle Unterstützer*innen“, sagt Annet.

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