piwik no script img

Heiße Luft in Ballons

Nena frömmelt an ihrem 65. Geburtstag

Ballonfoto: dpa

Früher wurden alte Frauen fromm und alte Männer erzählten vom Krieg. Heute erzählen bereits junge Männer vom Krieg und selbst junge Frauen werden religiös. Denn 65 ist das neue 65 und kein Alter. Am Montag ließ die ewige Berufsjugendliche Nena zu ihrem 65. Geburtstag nicht etwa 99 Luftballons aufsteigen, sondern stieß im Renten-Fachblatt Bild ein tiefgläubiges Gebet aus: „Ich danke Gott jeden Morgen, wenn ich aufwache, dafür, dass mir wieder ein neuer Tag geschenkt wurde.“ Besonders ehre sie ihre Eltern an ihrem Geburtstag, „die mir mein Leben ermöglicht haben“. Ach, und wir dachten immer die Hagener Trällertrine sei „irgendwie, irgendwo, irgendwann“ in die Welt gekommen und schon immer da gewesen. Doch nach all dem lebenslangen Herumgeflöte hat sie jetzt spät doch noch ihre tiefere bibeltreue Bestimmung gefunden: Gott. Und so feierte sie ganz in der Tradition hoher Kirchenfrauen wie Margot Käßmann Gottes Werk und ihren Ehrentag als „Tanz in den Frühling, der alles neu erblühen lässt und für Neuanfang steht“. Wie? Nena will noch mal von vorne anfangen? Himmel, hilf! Nicht noch mehr heiße Luft in Ballons.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen