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Das bunte Markt­treiben im Blick

In der Marheineke-Markthalle betreibt eine Genossenschaft ein Coworking-Angebot auf der Galerie

Von Andreas Hergeth

Auch Montagmittag herrscht Trubel in der Marheineke-Markthalle in Kreuzberg, das gastronomische Angebot wird wie immer stark nachgefragt, und es ist ziemlich laut. Doch es gibt einen Ort der Ruhe. Man muss nur ein paar Stufen nehmen, auf der Galerie eine Etage höher liegt „COCO“, eine Namensschöpfung aus „Coworking & Community“, ein neuer Anbieter im immer noch boomenden Segment der gemeinschaftlichen Erledigung von Büroarbeit durch Einzelkämpfer:innen. Es gibt 20 feste und 18 flexible Arbeitsplätze, die sich monatlich, tage- und auch stundenweise buchen lassen, einen Besprechungsraum, eine Küche etc. Weil erst im Oktober 2024 Eröffnung gefeiert wurde, ist hier alles nigelnagelneu. Die schönsten Arbeitsplätze liegen entlang einer Glasfront mit Blick aufs lebendige Treiben in der Markthalle. Von hier oben hat man alles Blick.

Das COCO wird genossenschaftlich betrieben. 13 Händ­le­r:in­nen der Marheineke-Markthalle haben sich zusammengetan, sagt Ulrike Piecha vom Vorstand der Genossenschaft. Auf der Galerie hatte in früheren Jahren unter anderen der Radiosender multicult.fm sein Domizil, bis er im April 2023 seinen Betrieb wegen Insolvenz aufgeben musste. Am Ende blieb eine leere Fläche.

Der Vermieter, die Berliner Großmarkt GmbH, plante ein Hotel. „Das war keine so gute Idee“, sagt Piecha, auch weil es in der Markthalle bereits ein Hotel gibt. „Es sollte lieber eine Erweiterung unserer Angebote sein, dachten wir.“ Hinter diesem „wir“ stehen fast alle Händ­le­r:in­nen der Markthalle, sagt Piecha, die seit 16 Jahren einen Stand mit Biofleisch und Buffet betreibt. Zusammen mit einem Coach wurde nach Ideen gesucht und verschiedene Ansätze verworfen, bis die Idee mit dem Coworking aufkam. „Oben die neuen, die digitalen Arbeiter, und unten wir alten Arbeiter, das Handwerk mit analogen Strukturen – das könnte doch Synergieeffekte haben.“ Ein Glücksfall, dass das Konzept dem Vermieter gefiel, der hatte aber kein Interesse an der Umsetzung: Macht es doch selbst, war das Angebot. So kam es zur Genossenschaftsgründung im März 2024.

„Die Markthalle ist ein Kiez-Treffpunkt“, sagt Piecha, die Lage an der Bergmannstraße wäre ideal. Ein Standortvorteil, den man ausbauen müsste, damit die Markthalle attraktiv bleibt und sich entwickelt. „Wir glauben an die Kraft des Miteinanders und unterstützen gern lokale Unternehmer:innen, kreatives und nachbarschaftliches Engagement.“ Dafür braucht es Unterstützung von außen. Schon wurde das erste investierende Genossenschaftsmitglied gefunden. Über weiteren Zuwachs würde sich die Genossenschaft freuen.

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