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Sexistische Arbeitshierarchien

Die Serie „Douglas Is Cancelled“ erzählt von einer #MeToo-Geschichte im Londoner Medienbetrieb und wie sich Männer niedrigschwellig verbünden

Fernsehmoderator Douglas Bellowes kann sich an keinen Witz erinnern Foto: Nick Wall/bbc studios/arte

Von Florian Schmid

Alles beginnt mit einem Tweet. Der beliebte Fernsehmoderator Douglas Bellowes (Hugh Bonneville), seit Jahren das Gesicht der Nachrichtensendung „Live at 6“, soll auf einer privaten Hochzeitsfeier einen sexistischen Witz erzählt haben. Was er da genau gesagt haben soll, steht in dem Tweet aber nicht.

Trotzdem schlägt das in den so­zia­len Medien bald hohe Wellen, weil Douglas Co-Moderatorin Madeline Crow (Karen Gillan) das retweetet, um ihren Kollegen zu unterstützen, aber so die Reichweite der Anschuldigung drastisch erhöht. Douglas versichert, sich nicht erinnern zu können, was er da gesagt haben soll.

Er habe keinen sexistischen Witz erzählt und sei sich absolut sicher, dass da nichts war. Die britische Serie „Douglas Is Cancelled“ erzählt von einer #MeToo-Geschichte aus dem Medienbereich, in der erst mal gar nicht klar ist, ob die Beschuldigung wirklich stimmt. Der nette und rücksichtsvolle Douglas wirkt keinesfalls wie der landläufige sexistische Macker, pflegt ein eher freundschaftliches und mentorähnliches Verhältnis zu seiner Kollegin Madeline und versichert auch seiner Familie gegenüber, dass das alles nicht stimmt.

Ehefrau Sheila (Alex Kingston), die als Chefredakteurin einer Boulevardzeitung schon so einige Promikarrieren beendet hat, zweifelt daran, dass sich der bald einsetzende Shitstorm wieder legen könnte. Douglas’ feministische Teenagertochter Claudia (Madeleine Power) fühlt ihrem Vater auch gleich auf den Zahn, der aber in der Familie erst mal alle Wogen glättet. Aber da der Medienpromi Douglas auf dem Podium eines Literaturfestivals mit einer feministischen Moderatorin sitzen soll, bricht bei seinem Chef Toby (Ben Miles), seinem Agenten Bently (Simon Russel Beale) und Ehefrau Sheila die blanke Panik aus.

Mit Madeline versucht sich Douglas in einer Art Probeinterview im Fernsehstudio auf dieses Event vorzubereiten und wird plötzlich mit einigen in seinem Keller schlummernden Leichen konfrontiert. Denn im vermeintlich so strahlenden und professionellen Verhältnis zu seiner Kollegin Madeline gibt es eine dunkle Vorgeschichte, die direkt auf jenes Ereignis verweist, um das es in dem Tweet geht und das Douglas bis zuletzt kategorisch leugnet.

Der flott inszenierte Vierteiler beginnt als dialogreiche, fast komödiantische Serie

Der flott inszenierte Vierteiler „Douglas Is Cancelled“ beginnt als dialogreiche, fast komödiantische Serie mit dem einen oder anderen Seitenhieb auf die Wokeness im Medienbetrieb, entwickelt sich aber dann zu einem knallharten Drama über das Herstellen und Funktionieren männlich-sexistischer Hierarchien im Arbeitsleben. In einer langen Rückblende wird von Madelines Bewerbungsgespräch erzählt. „Welche Scheiße Sie auch durchmachen müssen, das ist es wirklich wert“, sagt Douglas aufmunternd zu ihr, als sie von Produzent Toby sexuell bedrängt wird. Aber das geschieht so, dass Douglas mitbekommt, was da mit ihr geschieht, es ihm aber leichtfällt, wegzusehen und seinem alten Freund und Vorgesetzten Toby nicht im Weg zu stehen.

Die Serie zeigt, wie Männer sich ganz automatisch niedrigschwellig verbünden, ihre steilen sexistischen Hierarchien damit absichern und sich dessen dann nicht einmal bewusst sind oder es routiniert herunterspielen. Erst ganz am Ende stellt sich dann heraus, was bei jenem Bewerbungsgespräch wirklich passiert ist und auf wessen Kosten Douglas seinen Witz erzählt hat. Auch wenn diese kammerspielartige Auflösung stellenweise etwas konstruiert wirkt, erzählt die Serie pointiert davon, wie Männer ihren sexistischen Herrschaftsanspruch blind reproduzieren, damit aber mittlerweile auch mal kräftig auf die Schnauze fliegen.

„Douglas Is Cancelled“, vier Folgen, Arte

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