: Zwischen Fuchs und Wolf
Ohne menschliche Hilfe haben sich Goldschakale nach Norden verbreitet, wohl wegen der wärmeren Winter. In Niedersachsen gibt es schon 20 Nachweise
Von Reimar Paul
Wenn ein Goldschakal heult, klingt das wie eine Mischung aus Winseln und Schreien. Fast wie eine Sirene. Manchmal kommt auch nur ein Knurren aus der Kehle. Oder ein heiseres Bellen. Zu vernehmen sind diese Geräusche allerdings fast nur im Internet. Denn in freier Wildbahn hört und sieht man diese Tiere in aller Regel nicht.
Dabei sind sie längst da. Nach Rückkehrern wie den lange Zeit ausgerotteten Wölfen, Luchsen und Bibern sowie eingewanderten oder eingeschleppten Arten wie Waschbär und Marderhund breiten sich jetzt auch Goldschakale in Deutschland aus. Allein in Niedersachsen gibt es inzwischen mehr als 20 sichere Nachweise, teilte die Landesjägerschaft dieser Tage mit. Wie viele dieser Raubtiere bundesweit in freier Wildbahn leben, lässt sich nur grob schätzen – anders als bei Wölfen gibt es bei Goldschakalen kein einheitliches Monitoring. Ein paar Hundert sollen es sein.
Goldschakale sind größer als Füchse und kleiner als Wölfe. Sie erreichen ein Gewicht von bis zu 15 Kilogramm und eine Körperlänge von bis zu 95 Zentimetern. Dazu kommen 15 bis 30 Zentimeter für die Lunte, also den Schwanz. Jäger bezeichnen die Tiere als „opportunistische Allesfresser“, die sich vor allem von Kleinsäugern, Amphibien, Vögeln, Fischen, Insekten sowie auch Obst und Mais ernähren.
Nur selten wagen sich Goldschakale an größere Beutetiere heran. Sie können dabei dann aber, vor allem wenn sie als Paar oder im Rudel jagen, durchaus auch Rehe, Frischlinge und Nutztiere erlegen. In Schleswig-Holstein wurden 2017 drei Schafe von einem Goldschakal attackiert und leicht verletzt. Menschen brauchen keine Angst vor Angriffen zu haben, und überhaupt werden nur die wenigsten jemals einen der versteckt lebenden und nachtaktiven Goldschakale zu Gesicht bekommen.
Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt in Südosteuropa und weiten Teilen Asiens. Aus Sicht der Landesjägerschaft Niedersachsen ist es ganz „erstaunlich, dass sich die Art ohne menschliche Hilfe nach Norden hin ausbreitet“. Auch Wildbiologen sprechen von einem „Phänomen“. Möglicherweise begünstigten die Klimakrise und speziell die wärmeren Winter die Ausbreitung nach Norden.
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