die dritte meinung: Gegen den Versuch, Chancen auf einen Dialog mit Füßen zu treten, protestieren israelische Autoren
„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“, schrieb der Dichter Heinrich Heine. Und an einem Ort, an dem Bücher beschlagnahmt und ihre Verkäufer verhaftet werden, ist der Weg zur Verletzung der Rechte auf Meinungsäußerung und Freiheit, des Rechts auf Eigentum und des Rechts auf Leben sehr kurz.
Die Bildungsbuchhandelskette und ihr Flagshipstore in Ostjerusalem sind kulturelle Zentren für palästinensische und israelische Begegnungen. Wir befürchten, dass die Razzia, die Beschlagnahmung von Büchern und die Inhaftierung der Besitzer unter dem Vorwand der „Störung der öffentlichen Ordnung“ eine Provokation der israelischen Regierung ist, die darauf abzielt, die palästinensische Kultur auszulöschen und die daran Beteiligten zu schikanieren.
Wir rufen Literaten und Intellektuelle, Schriftsteller und Dichter sowie Buchhändler dazu auf, nach Jerusalem zu kommen, der Bildungsbuchhandlung beizustehen und ihre Unterstützung für die freie Kultur, den Dialog zwischen den Völkern und die Erziehung zu Toleranz und Humanismus als einziges Mittel zur Lösung des Konflikts zum Ausdruck zu bringen.
Die Buchhandlung wurde 1984 vom Vater der Familie, Ahmed Muna, gegründet. Heute wird sie von Mahmoud Muna und seinem Neffen Ahmed Muna geführt. Die beiden Männer wurden am Sonntag verhaftet.
Mahmoud Muna vertritt eine scharfe und klare, wenn auch kritische Stimme für die Koexistenz. In dem Laden, der in zahlreichen Sprachen eine große Auswahl an Büchern über den Konflikt sowie Übersetzungen von hebräischen Büchern bereithält, finden regelmäßig Veranstaltungen und Kurse zur palästinensischen Kultur statt. Die unabhängige Buchhandlung fördert die Werte des Liberalismus und Humanismus.
Fania Oz-Salzberger und Ilan Sheinfeld
gehören zu den namhaften israelischen Autoren, Kulturschaffenden und Buchhändlern, die sich in einem Protestschreiben gegen die Razzia in Ostjerusalem und die Verhaftung zweier Buchhändler wenden.
Das gewaltsame Vorgehen der israelischen Polizei scheint ein Versuch der Strafverfolgungsbehörden zu sein, jede Chance auf einen Dialog mit Füßen zu treten.
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