Trecker gegen Atom

PATENSCHAFTEN 15 alternative Firmen und Vereine aus Hamburg spenden das Benzin für den Anti-Atom-Treck der Wendland-Bauern im September

Der Anti-Atom-Treck soll ein Zeichen setzten, der „Sound von 300 Treckern Berlin erzittern lassen“

Die ersten 15 Traktoren des Anti-Atom-Trecks „Mal richtig abschalten“ vom Wendland nach Berlin sind in Hamburg vollgetankt worden – zumindest symbolisch. Ein Initiative von 15 Firmen und Vereinen übergab Monika Tietke von der „Bäuerlichen Notgemeinschaft“ am Sonnabend 5.000 Euro: Sie wollen als Paten für die Benzinkosten von 15 Gefährten des „Treck gegen den Dreck“ am 5. September aufkommen und beweisen, so Organisator Oliver Neß, dass Widerstand gegen die Atomenergie „nicht nur von den Bauern kommt, sondern eine breite gesellschaftliche Resonanz findet“.

Ein Presse-Meeting vor ungewöhnlicher Kulisse: Ein großer Trecker vom Typ Premium 6230 parkt vor der „Taverna Olympisches Feuer“. Auf dem Anhänger spielt Anti-Atom-Veteran Abi Wallenstein, der bereits 1980 bei der Besetzung der Bohrstelle 1004 in der „Republik Freies Wendland“ aufgetreten ist. „Dieses Arbeitsgerät ist das Betriebskapital der Bauern“, sagt Neß. Doch seit 1995 müssten die Bauern Trecker und Wagen einsetzen, wenn 15.000 Polizisten ins Wendland einfielen, um sich mit Treckerblockaden gegen die Einlagerung der Castoren ins Zwischenlager Gorleben, „eine ungesicherten Scheune aus Metall mit Zaum drum ’rum“ zu wehren, so Neß. „Diese Bauern gefährden ihre Existenz, um ihre Heimat zu retten“, lobt er.

Der Anti-Atom-Treck im September soll ein Zeichen setzten, der „Sound von 300 Treckern Berlin erzittern lassen“, hofft Pate Frank Maslankowski von der Ambulanten Pflegeinitiative. Auch für Sabine Weiß von „Mieter helfen Mietern“ haben Atomkraft und Schimmel an den Wänden eines gemeinsam: „Sie müssen weg“.

Dokumentarfilmer Peter Weymar hält die Energieversorger Eon und Vattenfall sogar für kriminelle Vereinigungen, und die Zollenspieker Druckerei hofft, Politik und Atomlobby mit ihrem „Trecker auf dem Wecker“ zu gehen. Auch Unternehmer Frank Otto von der Somethink Ideenschmiede, der vor 30 Jahren von der Polizei in Gorleben Prügel bezogen habe, ist bereit, sein „Gesicht zu zeigen“, da der Atomlobby „die Gesichter fehlen“. Otto habe noch nie einen „Kapitalisten getroffen, der unternehmerische Verantwortung für Atomkraft trägt“, sagt er.

Beim Staatsschutz hatte das gemütliche Open-Air-Meeting indes Alarm-Stimmung ausgelöst, so dass Bereitschaftspolizei geordert worden war. Dabei war von Treckerblockaden und militanten Anti-Atom-Aktionen die Rede gewesen. KAI VON APPEN

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