piwik no script img

Waffenruhe-Wirbel

Längere Kriegspause mit Israels Teilrückzug aus Südlibanon?

Von Judith Poppe

Israel habe mit dem Abzug seiner Truppen aus dem Südlibanon begonnen – so teilte es der US-Sondergesandte für den Libanon, Amos Hochstein, am Montag mit. In dem Versuch, die bislang temporäre Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Miliz Hisbollah zu verlängern, war Hochstein am Montag in Beirut eingetroffen. Die libanesische Armee bestätigte, dass die israelischen Streitkräfte mit dem Rückzug aus Nakura begonnen hätten.

Seit Ende November herrscht Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah, der zunächst für 60 Tage, bis Ende Januar, ausgehandelt wurde. Unterzeichnet hatten das Abkommen Israel, der Libanon und fünf vermittelnde Staaten, unter ihnen die USA.

Das Abkommen legte fest, dass die Hisbollah den seit 8. Oktober 2023 anhaltenden Raketenbeschuss auf Israel beenden und sich ihre Kämpfer hinter den Fluss Litani zurückziehen würden, etwa 30 Kilometer nördlich der Grenze zu Israel. Israel würde im Gegenzug die Bombardierungen beenden und sein Militär aus dem Südlibanon zurückziehen. Überwacht wird die Waffenruhe durch die libanesische Armee und die UN-Friedenstruppe Unifil.

Doch ist der Teilabzug nun tatsächlich ein Zeichen dafür, dass die temporäre Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah in eine dauerhafte übergehen könnte? Die Aussage Hochsteins wirkt auf viele Be­ob­ach­te­r*in­nen vielmehr wie ein Versuch der US-Regierung, dahingehend Druck auf Israel auszuüben.

Denn erst am Wochenende – bereits einige Wochen vor Auslaufen der Frist – hatten Israel und die Hisbollah erneut gegenseitige Drohungen ausgesprochen.

Am Sonntag hatte Verteidigungsminister Israel Katz gewarnt, Israel werde „zum Handeln gezwungen“ sein, sollte sich die Hisbollah nicht, wie im Waffenstillstandsabkommen vorgesehen, aus Südlibanon und hinter den Litani zurückziehen.

Hisbollah-Führer Naim Qassem sagte am Samstag, die Gruppe halte sich trotz israelischer Angriffe und der anhaltenden Präsenz israelischer Truppen noch zurück. Doch die Organisation werde Israel möglicherweise wieder angreifen, wenn sich die Truppen nicht vor Ablauf der 60-Tage-Frist vollständig aus Südlibanon zurückziehen. Einige Tage vorher hatte Libanon dem UN-Sicherheitsrat berichtet, dass Israel mehr als 800 „Boden- und Luftangriffe“ durchgeführt habe, seitdem der Waffenstillstand in Kraft getreten sei.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen