piwik no script img

Wada muss ohne US-Geldspritze auskommen

Die amerikanische Regierung wirft der Wada im Anti-Doping-Kampf mangelhafte Arbeit vor und weigert sich, ihren Pflichtbeitrag von 3,6 Millionen Dollar für das Jahr 2024 zu zahlen

Der US-Drogenbeauftragte Gupta hält die Wada für unseriös Foto: ap

Die amerikanische Regierung hat die für 2024 geschuldeten 3,6 Millionen Dollar an die Welt-Anti-Doping-Agentur nicht gezahlt und dies mit der Unzufriedenheit über die Arbeitsweise der Wada begründet. Dabei wurde auch die Handhabung in der Affäre um 23 ungeahndete Dopingvorfälle in Chinas Schwimmteam im Jahr 2021 genannt. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada unterstützte die Maßnahme des Büros für nationale Drogenkontrollpolitik des Weißen Hauses.

Im April vergangenen Jahres war durch Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der New York Times bekannt geworden, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden waren. Sie wurden jedoch nicht gesperrt. 11 der 23 positiv getesteten chinesischen Schwimmer starteten bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Die chinesische Anti-Doping-Agentur Chinada führte die Positivtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurück, die Wada folgte dieser Bewertung, ohne eigene Untersuchungen anzustellen.

Die ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele“ nährte weitere Zweifel an der offiziellen chinesischen Version der Geschichte. Ein Chat eines chinesischen Sportlers soll zeigen, dass sich zur Zeit der Positivtests gar nicht alle im selben Hotel aufgehalten haben.

Nach der massiven US-Kritik an der Wada setzte das Interna-­tionale Olympische Komitee Salt Lake City als Gastgeber der Winterspiele 2034 unter Druck. Das IOC bestand vor der Wahl der Stadt im US-Bundesstaat Utah zum Olympia-Ausrichter auf einer zusätzlichen Vertragsklausel zum Schutz der Wada. Demnach müssen die Olympia-Macher von Salt Lake City aktiv bei der US-Regierung darauf hinwirken, die Sorgen des IOC wegen der Ermittlungen von US-Behörden in Dopingthemen zu lindern.

Der Konflikt zwischen den amerikanischen Regierungsberhörden sowie der Usada auf der einen Seite und der Wada auf der anderen Seite schwelt jedoch schon seit Längerem. Bereits 2022 hatte der US-Drogenbeauftragte Rahul Gupta den Restbetrag der USA nur unter Vorbehalt gezahlt. Schon damals drängten die USA die Wada zu Reformen und forderten zudem ein größeres Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung der Wada. Die Kritik hält bereits seit sechs Jahren an und hat sich in den Regierungen von Donald Trump und Joe Biden kaum unterschieden

Scharfe Kritik

Die nun erst einmal tatsächlich ausbleibenden US-Zahlungen machen 6 Prozent des Jahresbudgets der Wada aus. 50 Prozent werden vom Internationalen Olympischen Komitee getragen. Die restlichen 50 Prozent steuern die Regierungen von rund 180 Ländern bei. Die USA sind unter diesen Ländern der größte Geldgeber.

„Die Wada muss konkrete Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen in das weltweite Anti-Doping-System wiederherzustellen und den Athleten das volle Vertrauen zu geben, das sie verdienen“, sagte Rahul Gupta der Nachrichtenagentur AP und ergänzte: „Wenn US-Steuergelder zugewiesen werden, müssen wir für volle Rechenschaftspflicht sorgen, und es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass diese Mittel angemessen verwendet werden.“

Usada-Chef Travis Tygart sagte: „Leider haben die derzeitigen Wada-Verantwortlichen den USA keine andere Wahl gelassen, nachdem sie im Zuge der chinesischen Doping-Saga mehrere sehr vernünftige Forderungen nicht erfüllt haben, wie etwa eine unabhängige Prüfung der Wada-Vorgänge.“ (taz, dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen