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Mehr UN-Hungerhilfe in Sudan

Im Vertriebenenlager Zamzam herrscht seit August Hungersnot. Jetzt sind endlich Hilfsgüter angekommen

Von Dominic Johnson

Zum ersten Mal seit Monaten haben die geschätzt eine Million Menschen im größten Vertriebenenlager der westsudanesischen Kriegsregion Darfur wieder UN-Nahrungsmittelhilfe erhalten. Wie das UN-Welternährungsprogramm WFP jetzt bekanntgab, erreichten zwei Lastwagenkonvois mit Lebensmitteln das riesige Lager am Rand der umkämpften Stadt El Fasher am vergangenen Freitag.

Ein Konvoi aus Sudans faktischer Hauptstadt Port Sudan am Roten Meer enthielt 330 Tonnen Lebensmittel, einer aus Adré im Nachbarland Tschad weitere 150. Damit sollen knapp 40.000 Menschen versorgt werden, so WFP – das ist lediglich ein winziger Teil der Bevölkerung von Zamzam. Es ist nicht nur die erste WFP-Hilfslieferung in das Lager, seit UN-Experten im August den Beginn einer Hungersnot in Zamzam feststellten – sondern laut Experten sogar die erste seit Dezember 2022. Die Hungersnot in Zamzam dauert neuen Erhebungen zufolge bis heute an.

Insgesamt spricht WFP von einer erheblichen Aufstockung der Hungerhilfe, seit die in Port Sudan ansässige Militärregierung Mitte November die im August genehmigte Öffnung des Grenzübergangs Adré aus Tschad um weitere drei Monate verlängerte. Am Montag erlaubte Militärmachthaber Abdelfattah al-Burhan die Öffnung von UN-Hilfszentren in mehreren Provinzhauptstädten sowie die Begleitung von Hilfstransporten durch UN-Personal, um die Verteilungen zu überwachen. Zuvor hatte Sudans Militärregierung darauf gedrängt, selbst die Kontrolle über Hilfe zu übernehmen. Die Lieferungen nach Zamzam waren jeweils 11 und 13 Tage unterwegs.

Insgesamt sind nach UN-Angaben jetzt Lebensmittel für 1,5 Millionen Menschen in Sudan in 700 WFP-Lastwagen unterwegs – angesichts von mehr als 25 Millionen Hungernden im Land ein „Tropfen auf den heißen Stein“, wie WFP-Sudan-Sprecherin Leni Kinzli in Genf relativierte. Das Elend in Zamzam sei kaum vorstellbar, sagte sie: „Familien essen zerhackte Erdnussschalen, um zu überleben, Eltern beweinen ihre verhungerten Kinder.“ Jeder Hilfstransport sei ein „Zeichen der Hoffnung“.

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