Schau an, da kommt der Maskenmann

Horror aus dem Genre-Baukasten: der norwegische Mystery-Thriller „Die Tote am See“ (ZDF, 22.15 Uhr)

Es gibt da vier junge Leute, die unter der Leitung eines älteren, etwas bärbeißigen Mannes eine Art privates Dschungelcamp in der norwegischen Wildnis abhalten. Sie wohnen in einer alten Hütte, in der es ein mysteriöses Tonband gibt, auf dem eine Männerstimme zu einem Kind sagt, „Habe ich dir nicht gesagt, dass du nie ans Wasser gehen darfst?“ Am ersten Tag gehen drei der Gruppe aber ans Wasser, wo sie auf ein scheinbar verlassenes Zeltlager stoßen und eine Tote im See finden. In demselben See soll im Zweiten Weltkrieg ein deutsches Flugzeug abgestürzt sein, und im Zelt liegen ein Buch über die Luftwaffe und alte Fotos.

Das ist also die Ausgangssituation von „Die Tote am See“. Nicht eben originell, aber das muss ja nicht sein, Hauptsache, am Ende kommt etwas Spannendes dabei heraus. Und zuweilen, wenn nachts seltsame Dinge passieren und ein unheimlicher Maskenmann durch den Wald huscht, dann ist „Die Tote am See“ auch ein bisschen spannend – aber so richtig fesselt einen der Film nicht. Obwohl der Chef der Abenteuergesellschaft (der bärbeißige Ältere) die für dieses Genre unverzichtbaren unvernünftigen Entscheidungen trifft, die natürlich zwangsläufig ins Verderben führen. Auch sonst benimmt er sich ausreichend seltsam, und man meint, er hätte ein dunkles Geheimnis.

Das Problem ist nur, dass zwar (fast) alle erwähnten Ereignisse irgendwie ursächlich sind für die unheimlichen Dinge, die geschehen. Sie sind aber auch völlig austauschbar. Sie fügen sich eben nicht zu dem großen schauderhaften Geheimnis, das alles erklärt und das ein Mystery-Thriller so dringend braucht. Die Spuren, die gelegt werden, geben keine Richtung vor, und wo keine Richtung vorgegeben wird, kann es eben auch keine unerwarteten Wendungen geben.

Nur ganz am Schluss des Films, da wird es noch mal für einen Moment interessant. Da wird plötzlich noch eine weitere Ebene angedeutet, eine mögliche Ursache für die Ereignisse angeboten, die sich zugetragen haben – aber dann ist der Film auch schon zu Ende, und es wird klar, dass auch diese letzte Einstellung bloß ein weiterer von vielen Mystery-Thriller-Bausteinen war, die Autor und Regisseur Pål Øie ziemlich willkürlich aneinander gereiht hat. HEIKO DILK