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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Klar provoziert Rot-Grün Neidreflexe mit der Forderung, dass Manager von Staatsbetrieben ihre Gehälter offen legen sollen – und zwar bei der FDP, die auch gerne eine so dralle Stammtischparole produziert hätte

Von SR
Franzosen, die Europa nicht rein wirtschafts-liberal verfasst haben wollen, agieren so, als hätten sie Müntefering verstanden

taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Erfolg deutscher Forschung: Murmeltier geklont! Grüßt jetzt täglich.

Was wird besser in dieser?

SPD hat was anderes zu tun.

Rot-Grün will bei Staatsbetrieben die freiwillige Offenlegung der Managergehälter. Eine noble Idee. Aber provoziert das nicht Neidreflexe?

Klar, etwa bei der FDP, die neidisch auf so eine dralle Stammtischparole ist und deshalb laut mit einstimmt. So viel zur Glaubwürdigkeit der Jetzt-wieder-Bürgerrechtspartei. Allerdings: Der Shareholder der öffentlichen Betriebe ist der Steuer- oder Gebührenzahler, und „gleiches Recht für alle Shareholder“ hieße dann: alles offen legen.

Am nächsten Sonntag entscheiden die Franzosen über die EU-Verfassung. Was passiert, wenn sie sie ablehnen? Ist dann das ganze Projekt gefährdet? Oder geht man zur Tagesordnung über?

Man wird sich auch ins deutsche Fäustchen lachen, das hergelaufene Wählervolk gar nicht erst befragt zu haben. Denn Franzosen, die Europa nicht rein wirtschaftsliberal verfasst haben wollen, agieren so, als hätten sie Müntefering verstanden.

Chirac und Schröder betonen gebetsmühlenartig, dass es bei einem „Non“ keine neue Verfassungsdebatte geben wird. Ist das nicht Erpressung?

Auch. Und Strategie: Nach einer milden Domino-Theorie kippen andere EU-Skeptiker hinterher, wenn erst mal das starke Frankreich „non“ gesagt hat. Deshalb zielen diese Drohungen darauf, ein ablehnendes Frankreich zu isolieren. Vorher. Nachher wird dann verhandelt.

Viele Konservative meinen, die Osterweiterung, Verfassungsdebatte und die Aufnahmeverhandlung mit der Türkei sei zu viel auf einmal. Muss die EU nicht das Tempo rausnehmen? Droht sonst die Gefahr, dass sich die Anti-EU-Affekte mal wirksam entladen?

Die Gefahr? Hallo? Wer fragt? Wie wäre es, das als Chance zu sehen?

Die Konjunkturaussichten werden von Mal zu Mal mieser, die Arbeitslosenzahlen bleiben hoch. Was kann Politik tun, um daran etwas zu ändern? Oder stimmt, was Clintons Ex-Wahlkampfmanager mittlerweile erkannt zu haben meint: dass Politik am Selbstlauf der Ökonomie nichts ändern kann?

Der Generalbass, wonach „Politik keine Arbeitsplätze schaffen, nur die Rahmenbedingungen setzen“ kann, mag als neue Ehrlichkeit begrüßt werden. Hm. Und dann? Fertig, essen gehen? Diese Selbsterkenntnis muss doch zu der Frage führen, wie man Politik in den Stand setzt, zu tun, was jedenfalls nachweislich die Wirtschaft weder auf die Reihe bekommt noch will.

Das US-Magazin Newsweek hat einen Bericht veröffentlicht, wonach US-Beamte in Guantánamo einen Koran in die Toilette geworfen haben. Das führte in Afghanistan zu gewalttätigen Demos mit Todesopfern. Newsweek hat den Bericht inzwischen halb zurückgezogen – obwohl das Rote Kreuz die Information für richtig hält. Darf man veröffentlichen, was nur höchstwahrscheinlich stimmt?

Warum kotzt niemand ab über das possierliche Detail, das Newsweek zu seiner Verteidigung vorbringt: Ein Beamter des Pentagons habe den fraglichen Bericht vor Drucklegung geprüft und nicht beanstandet. Sollen wir das hier Peter Struck mailen, bevor ihr es druckt? Ist, weiter gedacht, der Irak nur der Kollateralschaden von Bushs Krieg gegen den Liberalismus im eigenen Lande?

Und was macht Borussia Dortmund in der nächsten Saison?

Ach, die Versuchung ist so zehrend! Beste Rückrunde der Vereinsgeschichte! Wie soll man widerstehen zu hoffen, die würden so weitermachen … ausnahmsweise mal … vielleicht.

FRAGEN: SR